Chris Hammer – Gold Coast (Buch)

Alle Laster an der Gold Coast vereint

Die schrecklichen Ereignisse in Rivers End sind einige Monate her und Martin Scarsden, damals als Journalist des Sydney Morning Herald vor Ort, hat darüber ein Buch geschrieben. Jetzt kehrt er in seine Geburtsstadt Port Silver zurück, die er vor über dreißig Jahren verlassen hat. Seine Freundin Mandalay Blonde ist bereits vor wenigen Wochen dorthin gezogen. Was Martin nicht weiß, Mandy hat dort ein Haus geerbt. Doch die Ankunft in Port Silver gerät zum Fiasko, denn als Martin das vorübergehend angemietete Townhouse von Mandy betritt, liegt dort – vor wenigen Augenblicken erstochen – sein bester Schulfreund Jasper Speight. Wenige Meter entfernt und völlig unter Schock hockt Mandy, die kurz darauf zur Hauptverdächtigen wird. Ausgerechnet Detective Inspector Morris Montifore aus Sydney übernimmt den Fall. Er und Martin trafen bereits in Rivers End aufeinander, wo durch Martins Verhalten nicht nur ein spektakulärer Fall aufgeklärt wurde, sondern zudem ein Polizist sein Leben verlor.

„Warum ermittelt er in einem Mordfall, der nicht einmal in der Großstadtpresse auftaucht? Was ist da so heikel, dass die ihren Spitzenmann darauf ansetzen?“

„Mandy?“

„Das muss es sein. Wenn Jasper Speight irgendwo anders in dieser Stadt umgebracht worden wäre, dann frage ich mich, ob Montifore der ermittelnde Beamte wäre?“

Martin versucht Mandy zu helfen und recherchiert auf eigene Faust, wobei er schnell auf ein spektakuläres Immobilienprojekt stößt. Ein geplantes High End Ressort weckt Begehrlichkeiten und Widerstände. Die Hippie-Kommune am Hunningbird Beach müsste neben anderen Grundstücken gekauft werden, doch die Eigentümerin denkt gar nicht daran, genießt das wilde Treiben und den ebensolchen Ruf des für sie tätigen Gurus Hawananda aus Indien. Auch die seit Jahren stillgelegte Käsefabrik müsste für das Megaprojekt gekauft werden, doch dies scheint unmöglich, da der Eigentümer vor fünf Jahren mit viel Geld verschwand. Manche behaupten, er sei ermordet und seine Leiche entsorgt worden.

Da dem Sydney Morning Herald die nächste große Story winkt, soll Martin wieder für die Zeitung arbeiten. Derweil drohen sich die Ereignisse zu überschlagen, denn am Hunningbird Beach kommt es zu einer Tragödie, bei der sieben Menschen sterben. Mord, Selbstmord oder eine außer Kontrolle geratene Orgie des Gurus? Wie auch immer: Martin muss für den Herald liefern und gleichzeitig seine Freundin retten. 

Zweiter Teil der Martin-Scarsden-Reihe

Wer den Vorgänger „Outback“ kennt, wird einige Personen wiedererkennen, alle anderen werden darauf hingewiesen, dass es einige Wiedersehen für Martin gibt. Dies gilt für Montifore wie für den Journalisten Doug Thunkleton, dessen Berichterstattung seinerzeit dafür sorgte, dass Martin seinen Job verlor. Natürlich muss man „Outback“ nicht kennen, aber gut wäre es schon, denn dort lernten sich vor allem Martin und Mandy kennen. Schon damals hatten sie ihre Geheimnisse voreinander, was sich bis heute nicht geändert hat. Martin wusste nichts vom geerbten Haus, Mandy nichts von Martins familiärer Vergangenheit, die eine sehr dunkle war und in diesem Band „aufgeklärt“ wird. Damals starben seine Mutter mit den beiden älteren Schwestern Martins bei einem tragischen Unfall, sein inzwischen verstorbener Vater verkam daraufhin zum Säufer und heute ist nur noch Onkel Vern sein einziger Verwandter.

Die aufzuklärenden Verbrechen respektive mysteriösen Ereignisse – der Mord an Jasper, die Toten am Hunningbird Beach, das Verschwinden des Fabrikbesitzers, das Immobilienprojekt, vermeintliche Drogen- und Sexorgien des Gurus und nicht zuletzt die Hintergründe zum Schicksal von Martins Familie – sorgen für reichlich Spannung, wobei noch mehr kriminelle Vorkommnisse ihrer Aufklärung harren und bei denen der Starjournalist – wenig überraschend – meist der Polizei voraus ist.

Neben der eigentlichen Geschichte, bei denen sich aktuelle Recherchen, Figurenschilderungen und zeitliche Rückblenden abwechseln, nimmt die Darstellung der fiktiven Stadt Port Silver reichlich Platz ein. Die verschiedenen Handlungsstränge orientieren sich zwar immer am Protagonisten, sorgen aber gemeinsam mit den zahlreichen Personen für Turbulenzen. Aufmerksamkeit ist gefragt, nicht erst bei den Auflösungen. Insgesamt ist „Gold Coast“ ein spannender und temporeicher Roman, bei dem neben kleineren Längen lediglich vermeidbare Schreibfehler unangenehm auffallen. Völlig unverständlich bleibt, wie aus Rivers End in „Outback“ im vorliegenden Roman Riversend werden konnte?

  • Autor: Chris Hammer
  • Titel: Gold Coast
  • Originaltitel: Silver. Aus dem australischen Englisch von Rainer Schmidt
  • Verlag: FischerScherz
  • Umfang: 544 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: November 2021
  • ISBN: 978-3-651-00092-6

Wertung: 11/15 dpt

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