Das außergewöhnliche Ermittlerduo überzeugt
Sir James Osborne, Provost von Barnabas Hall an der University of Oxford, hat zu einem Essen eingeladen, um Scheich al-Medina für ein Förderprojekt zu gewinnen. Als dieser jedoch die aus Syrien stammende Küchenhilfe Ameena Najib bemerkt, drängt er seinen Leibwächter zum umgehenden Aufbruch. Penelope Osborne begleitet ihren Mann daraufhin in dessen Arbeitszimmer, wo er zur Beruhigung des unrühmlichen Endes seine Medizin nehmen soll. Diese wird dringend nötig, denn im Arbeitszimmer von Sir James liegt die Leiche einer unbekannten, jungen Frau, die gefesselt und erwürgt wurde.
Detective Inspector Ray Wilkins übernimmt mit seinem neuen Partner Detective Inspector Ryan Wilkins den Fall, der sich als sehr widerspenstig erweisen wird, was nicht nur daran liegt, dass sich die Identifizierung der Toten und damit das Entdecken eines möglichen Tatmotivs als äußerst schwierig erweist. Vor allem die Zusammenarbeit der beiden Wilkins steht von Beginn an unter einem schlechten Stern.
„Wie läuft’s mit dem alten Raffzahn?“
„Hör mal, musst du allen so blöde Namen geben?“
„Schon. Erinnert mich dran, was für Typen das sind.“
Ray Wilkins, Anfang Dreißig, hat in Oxford studiert und ist als schwarzer DI einer der aufstrebenden Stars der Thames Valley Police. Vornehm gekleidet, korrekte Umgangsformen, genau der Richtige für die Befragung der eitlen Herrschaften an einer Eliteuniversität. Ryan Wilkins, siebenundzwanzig Jahre alt, sieht aus wie ein Jugendlicher. Jogginghose und Basecap sind sein Erkennungszeichen, ebenso wie sein verbal und körperlich gereiztes Verhalten, das seine Herkunft aus der Unterschicht nicht verbergen kann. Da wird der indigniert auftretende Provost schon mal als „Tittengrapscher“ bezeichnet. Aufgewachsen in dem Trailerpark Hinksey Point, noch dazu unter schwierigsten Bedingungen im Elternhaus, bekam er die Kurve und war Jahrgangsbester an der Polizeiakademie. Sein größtes Manko: Mit der privilegierten Oberschicht kann er beim besten Willen nichts anfangen. Und dann wäre da noch sein zweijähriger Sohn Ry, kurz für Ryan, um den er sich ebenfalls kümmern muss.
Start der DI-Wilkins-Reihe
Auf den Inhalt soll hier nicht weiter groß eingegangen werden, außer, dass der Roman mit einem großen Cliffhanger endet, demzufolge man sich die Frage stellen muss, wie es überhaupt weitergehen kann? So viel sei denn doch verraten: Natürlich finden die widersprüchlichsten Ermittler, die man sein langer Zeit gesehen hat, irgendwie zueinander, aber bis der Fall gelöst ist wird viel Porzellan zerschlagen. Verbal und körperlich hält man sich nicht immer an die Regeln, was im Fall von Ryan zu erwarten war, und so hat nicht zuletzt die Interne Ermittlung reichlich Arbeit.
Er wisse nicht genug von der Welt, hatte Ameena Najib ihm vorgeworfen. Er schnaubte; in Hinksey Point aufzuwachsen, hatte ihm mehr über die Welt beigebracht, als jahrzehntlanges Reisen es gekonnt hätte.
Wie eingangs angedeutet hat der Roman einen politisch angehauchten Teil, in dem es um Religion, Diktatur und Vertreibung geht. Innerhalb der heiligen Hallen der ehrwürdigen Universität finden sich allerdings ebenfalls moralische Abgründe bis hin zu fraglichen Fotoaufnahmen. Der Plot ist insgesamt sehr kurzweilig, lebt vor allem vom Auftreten Ryans und dessen vorlauten Ausfällen, die zum Schmunzeln verleiten. Die Polizeiarbeit ist im Verhältnis zum Privatleben der Hauptfiguren gut ausgewogen. Geschickt werden zudem einige Blindspuren gelegt, wodurch der Spannungsbogen konstant auf hohem Level bleibt.
Zu Recht wurde „Ein Mord im November“ für den Gold Dagger nominiert („Bester Spannungsroman des Jahres“). Die Serie umfasst im Original bereits vier Folgen, von denen wir uns gerne überraschen lassen.
- Autor: Simon Mason
- Titel: Ein Mord im November
- Originaltitel: A Killing in November. Aus dem Englischen von Sabine Roth
- Verlag: Goldmann
- Umfang: 400 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Mai 2025
- ISBN: 978-3-442-49564-1
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Wertung: 12/15 dpt
