Frau über Bord, illegale Machenschaften im Hafen und Rache im Kiez

Fünf Monate ist es her, da wurde der Hamburger Hafen von einer gewaltigen Sturmflut heimgesucht, in dessen Folge Tom Bendixen von der Wasserschutzpolizei und sein Kollege Tilo „Quetsche“ Andersen eine Kiste aus der Elbe fischten, die Containerplomben enthielt. Diese offiziellen Plomben in den falschen Händen sind von unschätzbarem Wert und öffnen internationalem Schmuggel Tür und Tor. Bendixen schleust Quetsche als Zivilfahnder bei der Firma Eurocon ein, wo die Container erfasst und weiterverladen werden.
„Ich wusste gar nicht, dass die Hafenfähren so wichtig sind?“
„Acht Linien, zwanzig Haltestellen, über fünfundzwanzig Fähren. Wir transportieren mehr als neun Millionen Passagiere pro Jahr.“
Währenddessen hat es Kommissarin Jonna Jacobi vom LKA mit einem seltsamen Todesfall zu tun, denn fast alles spricht dafür, dass Melanie Cullmann, die spätabends nach ihrer Arbeit bei Eurocon, wo sie als Disponentin arbeitete, von der Fähre, die sie nach Finkenwerder bringen sollte, gefallen ist. Zeugen gibt es keine und nur Ehemann Fred ist sicher, dass es sich um einen Mord handelt. Doch hatte der Mord mit Melanies Arbeit zu tun oder war es eine Racheaktion an ihm, denn Fred war einst eine gefürchtete Größe in St. Pauli.
„Vielleicht war sie depressiv?“
„Sie liebte ihr Leben.“
„Woher wissen Sie das?“
„Fragen Sie nicht, wenn Sie die Antwort nicht hören wollen.“
Da ihm die Polizei nicht glaubt, entschließt Fred sich, selber zu ermitteln und schwört dem Mörder seiner Frau Rache. Dafür muss er sich seiner Vergangenheit stellen, in der noch einige unbeglichene Rechnungen auf ihn warten. Und dann wäre da noch Johann „Schrotti“ Hansen, der nicht immer Schrotthändler war und eine lebende Legende auf St. Pauli ist. Allerdings aus einem traurigen Anlass, der ihn mit dem Opfer eng verbindet.
„Tatort Hafen“ zum Dritten
„Tatort Hafen“ ist eine packende Reihe, die in Hamburg spielt und aus der Feder respektive dem Computer des Autorenduos Angélique und Andreas Kästner stammt. Nach „Tod an den Landungsbrücken“ und „Tod im Schatten der Elbflut“ liegt nunmehr der dritte Band vor, dessen Fortsetzung bereits in Vorbereitung ist.
Die Handlung spielt rund fünf Monate nach der verheerenden Flut, die bei einigen Figuren bis heute ihre Wirkungen hinterlassen hat. Beispielsweise bei Quetsche, der damals einen Menschen erschoss und seitdem recht schwierig im Umgang ist. Bendixen kann auf seinen besten Mann jedoch kaum verzichten und zudem wäre da noch die Sache mit Charlotte „Charly“ Severin vom polizeilichen Opferschutz. Man kam sich beim letzten Fall näher, bisweilen allerdings nur platonisch, was Fragen nach dem Status quo ihrer Beziehung offenlässt.
„Finden sie den Mörder meiner Frau, sonst tue ich es!“
Die Handlung spielt rund um den Hamburger Hafen und bietet intensive Einblicke in die Arbeit auf einem Terminal, in dem Schiffe ihre Container vor dem Weitertransport abladen und Zollkontrollen nur der berühmte Tropfen sind. Wie man diese umgehen kann, davon erzählt die vorliegende Geschichte. Unter anderem, denn da gibt es ja noch Fred mit seiner Kiez-Vergangenheit. Wer dort einmal aussteigt hat ein Problem auf Lebenszeit und so ist die große Frage, ob und wem er überhaupt trauen kann. Alte Feinde hat er jedenfalls reichlich.
Der Kiez war ein Ort voller Kontraste. Der Glanz der Lichter kämpfte gegen den Schatten in den Ecken. Freiheit lag in der Luft, aber ihr Preis war die kriminelle Dunkelheit, die tief in den Adern des Viertels pulsierte.
Wenig überraschend vermischen sich die Terminal- und die Kiezgeschichte, wobei es zu turbulenter Action und weiteren Toten kommt. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Können Bendixen und Jacobi den Rachefeldzug von Fred stoppen? Doch wer jagt eigentlich wen und warum? Dies erfahren alle Beteiligten erst recht spät, wobei auf sie wie die Leser einige Überraschungen aufwarten, die es in sich haben.
Kurz: Detailverliebter Hamburger „Hafenkrimi“ mit reichlich Action garniert. Dazu Einblicke in das Privatleben und Zusammenwirken der Ermittler. So darf es weitergehen. Der vierte Band „Der Fluch vom Moldauhafen“ dürfte 2026 erscheinen.
- Autor: Kästner & Kästner
- Titel: Tatort Hafen – Die letzte Fähre nach Dockland
- Verlag: Knaur
- Umfang: 384 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Oktober 2025
- ISBN: 978-3-426-53068-9
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Wertung: 12/15 dpt







