Eine Serienmörderin hinter Gittern

Im Carselang-Gefängnis arbeitete einst der Vater von DI Monica Kennedy. Seit zehn Jahren sitzt dort die Serienmörderin Pauline Tosh hinter Gittern, die vier Frauen aus der Region Glasgow ermordet hat. Gestanden hat sie die Taten nie. Lange her, fast schon vergessen, doch jetzt hat sie Kennedy um ein Gespräch gebeten. Sie habe ein Papier erhalten, eine Karte, auf der eine Stelle am Caledonien Canal markiert sei, der heute als Touristenmagnet dient. Unmittelbar neben dem bekannten Witch’s Coffin, einem Ziegelfundament im Meer, soll irgendwas vergraben sein.
Kennedy lässt an der Stelle ausheben und tatsächlich stößt man auf eine weitere Frauenleiche. Opfer Nummer Fünf von Tosh? Es stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um Freya Sutherland handelt, die 1994 vermisst gemeldet wurde. Sie arbeitete damals in einer Spielhalle, nur wenige Meter von Toshs damaliger Wohnung entfernt. In dem fraglichen Zeitraum von Freyas Ermordung arbeitete Tosh allerdings auf einem Schiff, das zwischen Sydney und Hawaii verkehrte. Sie kann es also nicht gewesen sein, doch wer war es dann und warum weist Tosh ausgerechnet jetzt auf den alten Fall hin?
Einen vierundzwanzig Jahre alten Fall aufzuklären scheint nahezu unmöglich. Dennoch machen sich Kennedy und ihr Team um die DC Crawford, Fisher und Khan ans Werk und stoßen bald auf eine jugendliche Clique, der Freya damals angehörte. Es wird brisant, denn Freya wurde bekanntlich ermordet, ein Junge aus der Gruppe sitzt in einer Nervenheilanstalt und die anderen beiden sind inzwischen Prominente: Ein Starkoch und eine Parlamentsabgeordnete. Medienrummel ist gewiss und selbst der örtliche Verbrecherkönig wird aktiv. Bald wird es turbulent, denn ein Mitglied aus Kennedys Team gerät auf große Abwege, zwei Kirchen brennen und dann verschwindet auch noch eine Katze.
Dritter Teil der Monica-Kennedy-Reihe
„Die Gräber von Inverness“ ist nach „Die Toten von Inverness“ und „Die dunklen Wasser von Inverness“ der dritte Teil der Monica-Kennedy-Reihe. Inverness, die größte Stadt der schottischen Highlands, dient einmal mehr als Ausgangsort des Geschehens.
Nach „Die dunklen Wasser von Inverness“ war Schlimmes zu befürchten. Dieser beinhaltete eine hanebüchene Story über ein menschliches Ungeheuer, dass – im Wortsinn – in den Bergen der Highlands sein Unwesen trieb. Blutig und gewalttätig ging es her, für solche Romane wurde einst der Begriff Pulp erfunden. Nun jedoch die große Überraschung: „Die Gräber von Inverness“ bieten nicht nur eine Serienmörderin (real wie fiktiv eher ungewöhnlich) auf, sondern kommen recht „blutarm“ daher. Es ist tatsächlich ein Krimi, in dem die Polizeiarbeit im Mittelpunkt steht. G. R. Halliday erzählt eine interessante Geschichte mit mehrere Verdächtigen und etlichen Wendungen, die aus dem Pageturner einen Krimi machen, den man eher mit Bedacht lesen sollte, da man andernfalls mitunter den Überblick verlieren könnte. Auf große Action oder gar alptraumhafte Szenen, die man mit dem Thema Serienmörder gemein hin verbindet, wurde verzichtet. Im Vergleich zum Vorgänger eine wahre Wohltat.
Geriet in den ersten beiden Romanen jeweils DC Fisher in Verdacht, möglicherweise in die Verbrechen verwickelt zu sein, so sorgt dieses Mal ausgerechnet DC Crawford für Schwierigkeiten, in die er selbstverschuldet hineingerät. Dabei wären sich Kennedy und Frauenheld Crawford sogar beinahe persönlich nähergekommen. So steckt Kennedy nicht nur in einem verzwickten Fall, der zunehmend komplexer wird, sondern muss sich auch noch mit der Frage beschäftigen, wie weit die Loyalität gegenüber ihrem Mitarbeiter geht. Tochter Lucy, inzwischen eingeschult, nimmt einmal mehr ordentlich Platz ein, allerdings ist es nicht ganz so arg wie zuvor.
„Die Gräber von Inverness“ ist der bislang „ruhigste“ und beste Teil der Serie, deren vierter und letzter Teil im Juni dieses Jahres unter dem Titel „Die Leichen von Inverness“ erscheinen wird.
- Autor: G. R. Halliday
- Titel: Die Gräber von Inverness
- Originaltitel: Under the Marsh. Aus dem Englischen von Bettina Spangler
- Verlag: blanvalet
- Umfang: 480 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Mai 2023
- ISBN: 978-3-7341-1246-1
- Produktseite

Wertung: 12/15 dpt