Ingo Gentner – Von Arschbomben-WM bis Zombie-Tour – Die 133 verrücktesten Festivals der Welt (Buch)


Ingo Gentner -  Von Arschbomben-WM bis Zombie-Tour (Buch)An diesem Werk führte für den Rezensenten kein Weg vorbei. Das lag am schlau gewählten, verführerischen Untertitel “Die 133 verrücktesten Festivals der Welt” und am einfach gut gemachten Coverartwork (Arschbombenknochenjochen). Als das Buch dann auf dem Nerdstisch angekommen war, erwies sich das griffige Brevier-Format (11,5 x 18,3 cm, wie ein Tornisterlexikon stets mitführbar) als zusätzlicher Pluspunkt. Leider aber auch als einer von zu wenigen Pluspunkten. Bitte nicht falsch verstehen, es wird hier im Rahmen des Möglichen schon fast alles geboten, was der Klappentext verspricht: “Tomatenschlacht, Cheese Rolling, Wacken Open Air oder Rasenmäher-WM: Diese irren Festivals sind Knaller. Wer sich der ultimativen und extrem außergewöhnlichen Herausforderung stellen will, erhält hier sämtliche Informationen zu den abgedrehtesten Partys, Meisterschaften, Bierfesten und Schlammschlachten dieser Welt.”

Genau dieser Rahmen des Möglichen scheint das Hauptproblem zu sein. Die Lektüre hinterlässt ein leicht unbefriedigtes Gefühl und den Verdacht, dass für dieses Thema wohl leider wirklich (mobil optimierte) Website, E-Book oder Native App die passenderen Medien wären. Begründung der These: Die vorgestellten Festivals können in diesem Format natürlich nur angerissen werden. Die Features sind zwischen ein paar Zeilen und sieben Seiten lang, dazu kommt häufig ein Schwarz/Weiß-Foto, das die jeweilige “Verrücktheit” illustrieren soll. Wurde mehr Interesse geweckt, bleibt dem Leser nur, den (häufig, aber nicht immer) vom Autor bereitgestellten Link zur Internetrepräsentanz des Festivals (Veranstalter, Tourismusseite oder auch Fancommunity) abzutippen oder noch schneller selbst zu ergoogeln. Erst da gibt es dann aktuellere Infos, Preise, mehr (Bewegt-)Bilder und dergleichen. Wie gesagt – dass das so ist, ist in erster Linie weder dem Autor noch dem Medium Buch vorzuwerfen, doch es gibt eben eine Sorte Lebenshilfe-Fibel, bei der wirkt das Buch inzwischen etwas hilflos und old school.

Sehr wohl sind Autor und Lektorat aber die wenig nachvollziehbare Unterteilung in Kapiteln anzukreiden. Wenn etliche der Festivals in  vielen der genannten Kategorien – zum Beispiel “Für harte Kerle” – gesucht werden könnten, kann man sich die Rubrizierung auch schenken. Immerhin wurde ein nach Ländern und Veranstaltungsmonaten geordnetes Glossar beigefügt – nur die Arbeit, die Seitenzahlen der Erwähnung im vorliegenden Band herauszusuchen, hat man sich erspart.

Ähnlich halbgar ist bisweilen der Inhalt geraten. Zweifel möchte der Rezensent und W:O:A-Veteran etwa beim von ihm am besten beurteilbaren Bereich “Party mit Ohrschmerz-Garantie” anmelden. Wie zum Beispiel in Wacken “zehntausende Kuttenträger” […] “morgens brav beim örtlichen Bäcker einkaufen” sollen, und dabei die riesigen “Metal Breakfast”-Zelte brotlos machen, möchte ich doch gerne mal sehen. Doch das ist Kleinkram. Genau wie die zahlreich stehen gebliebenen Tippfehler: S. 7; S. 80 et cetera… Aus Hemingways Roman “Fiest” zu machen, tut allerdings schon etwas weh (S. 58).

Auf der Habenseite bleibt die grundsätzlich Fernweh und Unvernunft weckende Lektüre zu den Festivals selber – von der Lebensmittelverwüstung bis zum Frauentragen…

Wertung: 8/15 dpt


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