Ein Serienkiller, der schwangere Frauen auf brutale Weise tötet und sie mitsamt deren Föten verbrennt, lässt den der japanischen Kultur zugetanen Mordkommissar und Einzelgänger Olivier Passan nicht zur Ruhe kommen – und bald ist er dem Straftäter auch auf der Spur. Doch obwohl sein Sidekick Fifi eigentlich ständig bekifft durch die Gegend schwebt, ist er es, der Passan durch seine exzellente Arbeit immer wieder ein Stück näher an die Lösung eines Falls bringt. Als jedoch eine Aktion fehlschlägt, zieht die französische Polizei den Kommissar vom Fall ab.
Derweil versucht er zu ergründen und zu verstehen, weshalb die Ehe mit seiner japanischen Frau Naoko, mit der er auch zwei Kinder hat, ein großer Scherbenhaufen ist. Unerwartet geschehen im gemeinsamen Haus unheilvolle Dinge, und Passan ist sich sicher, dass der Killer hinter diesen Ereignissen steckt, um womöglich Rache zu üben. Allerdings zeichnet sich nach einiger Zeit ab, dass die Anschläge in einem vor Passan unter Verschluss gehaltenen Familiengeheimnis fußen. Fortan geht Passan auch in dieser Angelegenheitauf eigene Faust investigative Wege. Was ist es, das Naoko ihm verheimlicht?
Mit seinem nunmehr zehnten Roman verbindet Grangé seine eher klassische Roman noir-Ader mit exotischer Kultur und schmiedet aus den drei Elementen ‘gnadenloser Serienmörder’, ‘Ermittler an ihren Grenzen’ sowie einem gar unschönen Familiendrama eine packende zweigeteilte Geschichte, in der man hervorragend Introspektiven in die Köpfe der Einzelnen gewährt bekommt . Neben der für Grangé typischen Brutalität, Düsternis und Schonungslosigkeit spielt ein hohes Maß an Emotion und Obsession eine entscheidende Rolle in “Die Wahrheit des Blutes”. Der Thriller pulsiert und vibriert und bringt selbst das Blut des Lesers/Hörers in aufgeregte Wallung, zumal sich keinerlei Längen in der Story ereignen.
Nebenbei wird noch etwas Bildung hinsichtlich japanischer Kultur betrieben, da man durch die präzisen Schilderungen und die mythologischen und geschichtlichen Brotkrumen, die es aufzupicken gilt, einiges aus dem Nippon mitnimmt – und die Art und Weise, wie der Autor dieses Wissenswerte wie selbstverständlich in seine Erzählung einfließen lässt, ist durchaus faszinierend.
Da “Die Wahrheit des Blutes” von einem hohen Tempo und atmosphärischer Dichte lebt, Grangés Erzählstil flüssig, frei von Vokabelfett und vor allem vereinnahmend ist und der Spannungsbogen auf beiden literarischen Schauplätzen nie zu erschlaffen droht, kann man bei vorliegendem Thriller beileibe nicht bloß von “solide” sprechen, sondern schlichtweg von “exzellent”.
Wie die Faust aufs Auge passt da auch der Hörbuchsprecher Martin Keßler, dessen knorrige, tiefe, schnoddrige und derbe Stimme der filmaffine Leser auch als Synchronstimme für Nicholas Cage und Vin Diesel kennen dürfte – gerade den Düsterfaktor des Ganzen weiß Keßler sehr kompetent zu be- und vertonen, sodass man als Hörer trotz des etwas undurchdringlich erscheinenden Anfangs sehr schnell an den Lippen des Sprechers hängt und sich spätestens nach der ersten der insgesamt sechs CDs in die zweiteilige Story eingefunden hat.
Cover © Lübbe Audio
- Autor: Jean-Christophe Grangé
- Titel: Die Wahrheit des Blutes
- Originaltitel: Kaïken
- Übersetzer: Ulrike Werner-Richter
- Label: Lübbe Audio
- Erschienen: 19.07.2013
- Sprecher: Martin Keßler
- Spielzeit: 383 Minuten auf 6 CDs
- ISBN: 978-3-7857-4790-2
- Sonstige Informationen:
Bearbeitete Fassung
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Wertung: 12/15 dpt