Nach langen Jahren im Auslandseinsatz ist Colonel Robert Sikes wieder zurück in den USA. Seine Frau und Tochter wurden zufällige Opfer eines Drive By-Shootings, während Sikes in Afghanistan die Werte der westlichen Welt verteidigte. Was ihm derart in Fleisch und Blut übergegangen ist (“Code Of Honor”!), dass er in seinem Heimatland weiter Krieg führt und Kriminelle, meist mit gezielten Distanzschüssen ausmerzt. Nicht um seine Familie zu rächen, sondern im Auftrag des Herrn, nein, wegen eines höheren Zieles. Wie es sein ehemaliger Freund und Kampfgefährte (Ex)-Major William Porter dem Captain der ermittelnden Polizeibehörde gegenüber ausdrückt:
“Er wurde ausgebildet, sich jeder Umgebung anzupassen und er nutzt diese Fähigkeit zur Verfolgung von Gangs und Drogendealern und jedem anderen, von dem er denkt, er gefährde die moralische Ordnung und die Sicherheit unseres Landes.”
Da hat Sikes sich viel vorgenommen. Gleichzeitig muss er ständig Porter, dem ermittelnden Beamten James Peterson samt Team sowie dem großsprecherischen und ambitionierten Bürgermeister der Stadt, in der er bevorzugt Gangster aus der Garde des Mafiosi-Dons Romano killt, entwischen. Was ihm leicht fällt, denn laut William Porter ist er “darauf trainiert ein Geist zu sein, ein Schatten.”
Dieser Geist, der über dem gesamten Film schwebt, ist der Steven Seagals, jener große Lebkuchenmann der Apokalypse. Stoisch wie ein Buddha mit Hüftproblemen folgt er einem Plan, den kaum jemand nachvollziehen kann, der auch nicht ausformuliert wird. Es dauert eine gute Dreiviertelstunde, bevor Seagal/Sikes das erste Mal spricht, und mehr als pathetische Floskeln kommen ihm kaum über die Lippen: “Würdest du dein Leben opfern, um die Welt zu retten, wenn es nie jemand erfahren würde?” Stellt der Mann leichthin fest, der das einzige aktuelle Thema der lokalen Politik und Medien ist. Vermutlich sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus. Unbemerkt und geisterhaft sieht anders aus.
Die Welt zu retten heißt im vorliegenden Fall, zahllose Unterweltler mit hässlich digitalisierten CGI-Kopf- und Körpertreffern ins Jenseits zu schicken, und gelegentlich ein paar Klatschkolumnisten und ihre Kameramänner mit dem Messer hinterher. Was so ziemlich die einzige Action ist, die “Code Of Honor” vorzuweisen hat. Mit der Beweglichkeit und dem Kontaktkampf steht Mr. Seagal noch mehr auf Kriegsfuß als mit verbrecherischen Kombattanten. Bis auf ein wenig zappeliges Rumgefuchtel mit Händen und Messern ruht Colonel Sikes lieber in sich selbst. Darin ist er perfekt bis zur Hypersomnie.
So ist die eigentliche Hauptfigur des Films auch William Porter (Craig Sheffer, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat), ein wenig unterstützt von der alleinerziehenden Tischtänzerin Keri Green (Helen Mattson) und Detective Peterson (Louis Mandylor, der kleine Bruder von “Picket Fences” und “Saw”-Darsteller Costas). Porter, der abgewrackte Ex-Soldat und jetzige Federal Agent von eigenen Gnaden wankt durch die Szenerie wie ein waidwunder Teddybär.
Wie überhaupt jeder männliche Darsteller, mit Ausnahme des properen Steven Seagal, aussieht als hätte er eine mehrtägige Sauftour hinter sich und keine Zeit gehabt, sich frische Klamotten anzuziehen. Besonders der eigentlich geschätzte James Russo kann einem leidtun, legt er seinen Gangsterboss Romano doch derart verknautscht und gelangweilt an, dass sein einziger Satz permanent zu sein scheint: “Was mache ich eigentlich hier?”, auch wenn aus seinem Mund ganz andere Worte kommen.
“Code Of Honor – Rache ist sein Gesetz” ergeht sich in langwierigen Schießübungen, kurzen Messerkämpfen und mittelschweren Verpuffungen (mancher mag “Explosionen” dazu sagen), wenn nicht gerade bedeutungslos geschwiegen, gruselig gesprochen oder verkrampft agiert wird. Der Film hat keine Geschichte zu erzählen, selbst das bekommt er nicht ganz so gut hin, weil seine audiovisuelle Gestaltung bestenfalls bieder und bei den Computereffekten beängstigend schwach bis lachhaft ist.
Da hilft auch ein “Fight Club”-Kniff im letzten Drittel nicht, denn der wird weder pointiert verarbeitet noch aufgelöst, und so endet der Film passend nach einem lahmarschigen Finalkampf mit einem nervigen Kind und seinem neuen Spielzeug. Motivation, B-Movie-Glaubwürdigkeit und vor allem Logik haben schon lange davor ihr Schicksal mit den Schurken geteilt. Blown up to pieces.
Wenn man sich so fühlt wie die Darsteller aussehen und den Hintern absolut nicht mehr hochkriegt, kann man einen gemütlichen Abend auf der Couch mit “Code Of Honor – Rache ist sein Gesetz” verbringen und anschließend saumselig einduseln. Es wird nichts haften bleiben und für Alp- oder sonstige Träume sorgen. Allerdings gibt es auch für solche Situationen weit unterhaltsamere Begleiter. Eventuelle moralische und politisch motivierte Einwände gegen das Selbstjustiz verherrlichende Geschehen auf dem Bildschirm entkräftet der Film selbst durch seine Abstrusität und wild wogende Wurschtigkeit in allen Lebens- und Todeslagen.
Was vom Tage übrig blieb:
“Wenn ich der Böse bin, wer bist dann DU?” [Pittiplatsch, der Liebe?]
“Ein Verrückter!”
“Er ist mehr als das, Captain. Es ist eine militärische Aktion für ihn. Seine Ziele, so unterschiedlich sie auch zu sein scheinen, sind nicht zufällig. Sie sind sorgfältig ausgewählt, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.”
“Das heißt, er sieht die Gangs als Aufständische?”
“Was ist mit den Tänzerinnen?” [Eine der großen, existeniellen Fragen. Steven Seagal wird sie uns nicht beantworten. Denn seit Norman Mailer wissen wir: Harte Männer tanzen nicht]
Cover & Szenenfotos © EuroVideo Medien GmbH
- Titel: Code Of Honor – Rache ist sein Gesetz
- Originaltitel: Code Of Honor
- Produktionsland und -jahr: USA 2015
- Genre: Action, Krieg
- Erschienen: 11.08.2016
- Label: Eurovideo
- Spielzeit:
ca. 106 Minuten auf Blu-Ray
ca. 102 Minuten auf DVD
- Darsteller:
Steven Seagal
Craig Sheffer
Louis Mandylor
Helena Mattsson
James Russo
- Regie:
Michael Winnick
- Drehbuch:
Michael Winnick
- Extras:
Trailer, Trailershow
- Technische Details (DVD)
Video: 1,78:1, 16:9 anamorph
Sprachen/Ton: D, GB (DD 5.1)
Untertitel: ausblendbar
- Technische Details (Blu-Ray)
Video: 1,78:1, HD 1080/24p (16:9)
Sprachen/Ton: D, GB, DTS-HD Master Audio 5.1
Untertitel: ausblendbar
- FSK: 18
- Sonstige Informationen:
Produktseite des Films
Wertung: 5/15 dpt