Colin Cotterill – Dr. Siri und das sitzende Skelett (Buch)


Ein Skelett ohne Fleisch an den Knochen

Dr. Siri und das sitzende Skelett
© Goldmann

Vientiane. Um vier morgens findet eine Nachstreife unter dem Triumphbogen ein menschliches Skelett. Doch wie konnte es trotz Ausgangssperre dort überhaupt hingelangen? Chefinspektor Phosy steht vor einem Rätsel, zumal sich an den Knochen keinerlei Fleisch mehr befindet. Seine Frau, Schwester Dtui, untersucht das Gerippe, welches einst einer jungen Frau gehörte. Könnten die minimalen Spuren von Tieren stammen? Ein Tierpfleger im Zoo ist sich sicher, dass es sich bei den Tieren um Fleckenmusangs handeln muss. Kleiner Haken: Fleckenmusangs, eine Schleichkatzenart, greifen keine Menschen an.

Meinst du nicht, wir sind etwas zu ambitioniert?“
„Inwiefern?“
„Insofern als wir uns ernsthaft vorgenommen haben, einen abendfüllenden Spielfilm zu drehen, ohne Techniker, Schauspieler, Geld, Unterstützung oder auch nur die Fähigkeit, die Kamera ans Laufen zu bringen?“
„Der Dr. Siri, den ich kenne, würde so etwas nicht einmal denken. Haben wir nicht schon x-mal das Unmögliche versucht?“
„Doch und in aller Regel ohne den leisesten Erfolg.

Der Fall des Skeletts fasziniert Siri und so werden die Dreharbeiten kurzerhand verschoben. Erste Spuren führen zum Flughafen Wattay, zum städtischen Zoo, kriminellen Tierhändlern und zu einem guten, nun ja, eher schlechten Bekannten: Richter Haeng. Da heißt es für Siri, Civilai und Phosy mit vereinten Kräften aus der Nudelküche zuzuschlagen, doch wie schon so oft, hat auch der skrupellose Haeng ein As im Ärmel.

Noch immer eine Klasse für sich

Mit „Dr. Siri und das sitzende Skelett“ präsentiert der in London geborene Colin Cotterill bereits seinen dreizehnten Roman mit einem der ungewöhnlichsten Protagonisten der weltweiten Krimilandschaft. Dr. Siri Paiboun, einziger amtlicher Leichenbeschauer der Demokratischen Volksrepublik Laos, in der der Kommunismus wilde Auswüchse feiert. Siri ist längst im Ruhestand, für seinen Freund Phosy macht er jedoch gelegentlich Ausnahmen. Dies ist nicht immer ganz einfach, denn Siri ist von Geistern besessen, weswegen er schon mal in die Anderswelt verschwindet. Besonders plagt ihn Tante Bpoo, ein wahrsagender Transvestit, dessen Geist ihn seit längerer Zeit immer wieder heimsucht.

Wer die Serie kennt, ahnt, dass alle lieb gewonnenen Figuren erneut am Start sind. Neben Siri, Civilai, Phosy und Dtui wären zu nennen: Madame Daeng, Siris Frau und Chefin der besten Nudelküche von Laos; das Liebespaar  Herr Geung und Tukta, beide mit Downsyndrom und der verrückte Rajid, den nur drei Menschen jemals sprechen hörten, läuft ebenfalls wieder nackt durch die Gegend. Nicht unerwähnt bleiben soll der Vollständigkeit halber noch Köter, Siris Hund.

Bissige Dialoge und herrlich schräge Situationskomik treiben einem erneut die Tränen in die Augen, wobei die Story zunächst einem bekannten Muster folgt. Im weiteren Verlauf gerät zunächst Haeng in die Klemme, später Phosy in eine fast ausweglose Lage. Zum Finale erfolgt ein Justizkrimi, jedenfalls rüsten beide Seiten zur großen Schlacht vor Gericht. Wenn es in Laos doch wenigstens Gesetze gäbe.

Cotterill nimmt sich thematisch dem illegalen Tierhandel an, der die Kassen von Laos füllt. Nicht nur in den 1980er Jahren, in denen die Siri-Romane inzwischen angekommen sind. Bis heute hat sich diesbezüglich wenig verändert. Dies gehört angeprangert, was dem Autor ebenso lustig wie actionreich und sachlich ambitioniert gelingt. Fans der Serie kommen einmal mehr auf ihre Kosten, zumal die Ausflüge in Siris Geisterwelt in einem vertretbaren Rahmen stattfinden. 


Wertung: 13/15 dpt


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