Craig Shreve – African Samurai (Buch)


Vom Sklaven zum Samurai

In einem kleinen Dorf, irgendwo in Afrika, wächst ein Junge auf und muss schon als Kind in einer Erzmine unter schwersten Bedingungen arbeiten. Dann wird das Dorf von Weißen überfallen, die meisten getötet, nur wenige Kinder als Sklaven auf eine grausame Reise geschickt, die noch weniger überleben. In Indien gerät er in die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Portugiesen und Osmanen, später wird er Leibwächter des Jesuitenpater Alessandro Valignano in Portugal, der dem Jungen den Namen Isaak gibt. Einige Jahre sind sie und weitere Missionare unterwegs und erreichen über China letztlich Japan. Ihr Ziel ist Kyoto, wo der Apostolische Visitator Valignano, Stellvertreter Seiner Heiligkeit in Asien, die Menschen zur christlichen Lehre bekehren möchte. Hierzu benötigt er die Hilfe des mächtigen Kriegsherrn Oda Nobunaga, der seinerseits Japan vereinen möchte.

Die Portugiesen hatten meinen Namen klug gewählt. Isaak. Ein Mann, der geopfert und als Geschenk dargeboten werden konnte.

Seit rund hundert Jahren befindet sich Japan im Krieg, nachdem einst die Gouverneure der Provinzen sich immer selbstständiger gemacht haben. Warum Steuern in die Hauptstadt abführen statt diese selber zu behalten? Warum nicht das eigene Territorium durch siegreiche Kämpfe erweitern? Nobunaga will dem ein Ende bereiten und hat bereits den Shogun abgesetzt. Der Kaiser steht notgedrungen zu ihm, denn dieser hat keinerlei militärische Macht. Gegen die Völker der Iga und Takeda gilt es letzte Schlachten zu schlagen bevor der finale Krieg gegen die mächtigen Mori beginnen kann.

Wir behandeln den Kaiser mit dem größtmöglichen Respekt, doch seine Autorität wird ihm vom Himmel gewährt. Nobunagas Autorität gründet auf dem Schwert.

Valignano sichert sich Nobunagas Unterstützung, in dem er diesem Isaak, der jetzt Yasuke genannt wird, als Sklaven schenkt. Yasuke hat die Hälfte seines vierundzwanzigjährigen Lebens als Sklave gedient, folglich fügt er sich erneut in sein Schicksal. Doch es kommt anders, denn Nobunaga schenkt ihm ein neues Leben. An seiner Seite steigt Yasuke, einst schwarzer Sklave, zum ersten Samurai auf, der nicht japanischer Herkunft ist. Er erhält die Freiheit und schwört ewige Treue, aber Feinde gibt es nicht nur beim Stamm der Mori.

Vielschichtig und kompakt erzählt

„African Samurai“ ist ein Debütroman, was besonders erwähnenswert ist, denn die an wahren Begebenheiten orientierte Geschichte ist beste historische Unterhaltungslektüre. Auf der Buchrückseite wird ein Vergleich zu dem Weltbestseller „Shogun“ von James Clawell gezogen, den der Autor Craig Shreve nicht wirklich zu scheuen braucht. Der Vergleich hinkt, doch wer den Klassiker „Shogun“ aus dem Jahr 1975 mag – übrigens als Taschenbuch im April 2024 in Neuausgabe ebenfalls bei Droemer erschienen –, der wird auch „African Samurai“ gerne lesen. Letzterer ist allerdings deutlich kompakter ausgefallen. Bringt es „Shogun“ auf annähernd stolze 1.300 Seiten, so reichen Craig Shreve rund 300 für seine Geschichte.

Wer die Krone kontrolliert, ist stärker als ihr Träger.

Shreve erzählt die ebenso atemberaubende wie schier unglaubliche Geschichte von Ich-Erzähler Isaak alias Yasuke, dessen ursprünglicher Name so unbekannt ist wie sein Heimatland. Zwölf Jahre lebt er bei seinen Eltern in einem afrikanischen Dorf unter ärmlichen Bedingungen und lernt langsam die Bräuche seiner Vorfahren kennen. Kurz vor seinem Eintritt in die Welt der Erwachsenen wird er versklavt und eine grauenhafte Zeit mit weiteren Entbehrungen und vor allem körperlichen Züchtigungen folgt. Eher zufällig gerät er an den von Ehrgeiz zerfressenen Valignano, der wohl nicht nur von Yasukes Hautfarbe, sondern vor allem von dessen Körpergröße und Kraft beeindruckt ist. In Japan, wo man kaum weiße geschweige schwarze Menschen kennt, wird Yasuke schnell zu einer Sensation.

Die folgende „Karriere“ am Hof von Nobunaga, dem Anführer der Oda, dem inzwischen mächtigsten Clans Japans, wird vielschichtig erzählt. Wer eine Schlacht nach der anderen erwartet wird am Ende womöglich ein wenig enttäuscht sein, denn es geht dem Autor nicht in erster Linie um extensive Schlachten in Endlosschleife, sondern um die empathisch erzählte Geschichte seines außergewöhnlichen Protagonisten. Dieser lernt mehrere Sprachen und vor allem zu überleben, zu gehorchen und zu kämpfen. Später werden ihm diese Eigenschaften angesichts strenger Rituale hilfreich sein.

Die Geschichte beginnt mit der Ankunft in Japan und nähert sich der finalen Schlacht gegen die Mori. Dabei kommt es immer wieder zu Rückblenden, in denen parallel zum aktuellen Geschehen der Lebensweg Yasukes aufgezeigt wird. Dieser wird wie mit ihm die Leser mit gleich drei Kulturen konfrontiert. Die vermeintlich einfache Lebensführung der Afrikaner prallt auf die christliche Lehre und später auf die japanische Tradition. Daneben gibt es Kämpfe und Intrigen, eben nahezu das ganze Spektrum historischer Romane. Beeindruckend ist und daher sei es nochmals erwähnt, wie es Craig Shreve gelingt, dies alles auf rund 300 Seiten spannend, informativ und bildgewaltig unterzubringen. Großes Kino, womit wir abschließend nochmals bei „Shogun“ wären, der mehrmals verfilmt wurde. Kann und sollte hier auch passieren!

Autor: Craig Shreve

Titel: African Samurai

Originaltitel: The African Samurai. Aus dem Englischen übersetzt von Urban Hofstetter

Verlag: Droemer

Umfang: 320 Seiten

Einband: Hardcover

Erschienen: Mai 2024

ISBN: 978-3-426-28422-3

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Wertung: 13/15 dpt

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