Wenn es schnell und actionreich sein soll, ist “Zimmer 103” genau richtig

Nach dem Tod seiner Frau hat sich der Kriminalpsychologe Simon Dorn in das seit Jahren leerstehende und heruntergekommene Hotel Dornwald seiner verstorbenen Eltern in Bad Gastein zurückgezogen. Dort hat er in nahezu jedem Zimmer eine Art Schrein für Verbrecher errichtet, so auch in Zimmer 103. Ein Serienmörder tötete drei Menschen, indem er ihnen die Kehle durchschnitt und eine Krone in die Stirn einritzte. Seit drei Jahren ist der Mörder nicht mehr in Erscheinung getreten, doch hat offenbar Karla Hofbauer vom Cold Case Management des Bundeskriminalamtes Wien und Simons einziger Kontakt zur Außenwelt, dessen Spur gefunden. Einen Alleingang in Hamburg muss sie allerdings mit ihrem Leben bezahlen, denn sie wird das vierte Opfer.
Lea Wagner, eine junge Polizistin des Bundeskriminalamtes Wien, kannte Hofbauer und will ihren Tod aufklären. In deren Wohnung entdeckt sie Unterlagen, die sie zu Simon Dorn nach Bad Gastein führen. Doch Dorn ist alles andere als begeistert. Widerwillig muss er jedoch erkennen, dass nur Lea ihm helfen kann. Derweil geht der Serienmörder weiter seinem blutigen Werk nach.
Für Fans von Sebastian Fitzek und Co.
Johann Fischler mag Krimifans unter seinem – nun ja – Pseudonym Joe Fischler (Valerie Mauser oder Veilchen Reihe sowie Arno Bussi Reihe) bekannt sein. Unter seinem zweiten Pseudonym Jan Beck („Das Spiel“, „Die Nacht“, „Die Spur“ und „Das Ende“) dürfte man ihn kennen, zumindest aber die markanten Buchcover der Björk und Brand Reihe. Nun also eine neue Serie um den Kriminalpsychologen Simon Dorn und Lea Wagner. Fans von Sebastian Fitzek, Arno Strobel, Veit Etzold und Co dürfen blind zugreifen. „Zimmer 103“ ist ein tempo- und actionreicher Pageturner für all jene, die ihre Buchempfehlungen nicht der Krimibestenliste entnehmen. Soll heißen, hier geht es in kurzen, knackigen Kapiteln voran und zahlreiche Cliffhanger drücken zusätzlich auf das Gaspedal. Dass die Geschichte – sehr freundlich formuliert – arg konstruiert ist, muss man billigend in Kauf nehmen. Feine Figurenzeichnungen sollte man nicht erwarten und auch Mitdenken ist eher nicht gefragt. Stattdessen schillerndes Popcornkino, immerhin! Hirn aus, Film ab, passt! Oder man lässt halt die Finger davon.
Und was tat sie? Machte in Salzburg auf Freizeit-Ermittlerin, wider jede Vernunft und Dienstvorschrift, auf Basis irgendwelcher Hirngespinste, die in einem alten Bad Gasteiner Hotel entstanden waren. Warum bloß?
Dorn ist ein Eremit, der keinen Kontakt zu anderen Menschen hat, von der ermordeten Hofbauer abgesehen, die ihn auch finanziell unterstützte. Er beschäftigt sich ausschließlich mit dem gesuchten Serienmörder, dabei ist es die unerfahrene Lea, die binnen weniger Minuten in Zimmer 103 erkennt, was es mit der eingeritzten Krone auf der Stirn der Mordopfer auf sich hat. Dorn kam drei Jahre lang nicht dahinter. Lea ist nicht unsympathisch, engagiert und hat mit der Einhaltung jedweder Vorschriften so ihre Probleme, was nicht zwingend gegen sie spricht. Allerdings scheint die intelligenteste Figur im Roman bezeichnenderweise Buddy zu sein; ein weißer Schäferhund.
Wie erwähnt ist die Handlung an den Haaren herbeigezogen, aber, wenn man sich darauf eingelassen hat, macht sie irgendwie dann doch Spaß. Johann Fischler alias Jan Beck versteht es, gut zu plotten und die Spannung stets voranzutreiben. Insbesondere beim Finale respektive der Identifizierung des Täters hat er – um wörtlich im Fallgeschehen zu bleiben – dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Da hat er wirklich einen rausgehauen, wobei man die letzten Seiten, wenn sich alles im Hotel Dornwald zum Showdown trifft, aufmerksam – ja, ja – lesen muss. Keine Frage: Die Serie hat Potential und für einen Sprung in die SPIEGEL-Bestsellerliste sollte es ebenfalls reichen.
- Autor: Jan Beck
- Titel: Dorn – Zimmer 103
- Verlag: Penguin
- Umfang: 384 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Januar 2025
- ISBN: 978-3-328-11227-3
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Wertung: 10/15 dpt