Bücher, in denen es um Bücher geht – um Bibliotheken, um alte Bücher, um das Schreiben und die Herstellung von Büchern – erwecken immer sofort meine Aufmerksamkeit. So auch „Die Bibliothek der wahren Lügen“, dessen paradoxer Titel zusätzlich noch neugierig macht.

Der zwölfjährige Oskar ist ein wahrer Bücherwurm. Ganz besonders gerne liest er die fantastischen Abenteuerromane von Simon Bruma, die auch sein verstorbener Vater schon geliebt hat. Als er einen Schreiblehrgang bei genau diesem Autor gewinnt, ist er außer sich vor Freude! Allerdings hält diese nicht besonders lange an … Bruma lebt nämlich mit seiner schwerkranken Tochter November in einer gruseligen Spukvilla und bereits in der ersten Nacht möchte Oskar eigentlich nur so schnell wie möglich wieder nach Hause. Bruma und November überzeugen ihn jedoch zu bleiben, da sie dringend seine Hilfe brauchen und nur er ihnen helfen kann … wenn er bleibt und schreibt.
Mit „Die Bibliothek der wahren Lügen“ hat der Autor ein Kinder- und Jugendbuch geschrieben, dass ich ab zehn Jahren empfehlen würde, dass sich aber auch als Erwachsene*r noch gut lesen lässt – ganz besonders wohl, wenn man selbst Fantasyromane schreibt. Humorvoll und gut in die Geschichte verpackt, strotzt das Buch nämlich nur so vor Tipps und Tricks zum Schreiben; Fallen, die man als Autor vermeiden sollte und lehrreichen Informationen über das Schreiben von Geschichten im Allgemeinen, so wie eine Menge Anleihen an die Literatur (die man wohl nur versteht, wenn man die entsprechenden Geschichten kennt). Oskar, als ungeübter Autor tappt natürlich in einige dieser Fallen, mir persönlich leider zu oft, so dass es teilweise ein wenig langweilig wurde.
Auch an Metaphern und Aphorismen über die Schreibkunst und Bücher und Geschichten an sich und ihre Bedeutung für die Menschen wird nicht gespart. Eigentlich mag ich so etwas sehr gerne, in diesem Fall konnte es mich jedoch nicht darüber hinwegtrösten, dass die Geschichte dann teilweise doch sehr verwirrend wurde und die anfänglich sehr schön aufgebaute gruselige Atmosphäre etwas schwand. Genauso wurden Stränge aufgenommen, die dann aber nirgendwo hinführten – z. B. die deutliche Anspielung darauf, dass Oskars Mutter und Herr Bruma sich mögen könnten.
Was ich aber richtig toll fand war die Beziehungsdynamik zwischen Oskar und seiner kleinen und ziemlich aufgeweckten Schwester Bibi, und wie Oskar alle seine Familienmitglieder fantastisch ausschmückt.
Alles in allem hätte mir das Buch als Zehnjährige wohl sehr gut gefallen und ließ sich auch als Erwachsene noch gut lesen, war für mich persönlich aber kein Highlight.
- Autor: Jesús Cañadas
- Titel: Die Bibliothek der wahren Lügen
- Übersetzer: Elisabeth Leuthardt
- Verlag: Coppenrath
- Erschienen: 2025
- Einband: Hardcover
- Seiten: 303
- ISBN: 978-3-649-64850-5
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Wertung: 9/15 dpt