Es ist fast schon etwas makaber, dass dieser Film nur wenige Wochen vor dem Meteoritenereignis Mitte Februar 2013 seinen Weg in die Läden fand. Doch während die Menschheit in der Realität noch einmal mit Sachschäden und ein paar hundert Verletzten glimpflich davonkam, steht bei diesem Film fest: In einundzwanzig Tagen wird der Asteroid “Matilda” die Erde treffen und allem Leben ein Ende setzen.
Als den Menschen bewusst wird, was bald passieren wird, gehen sie erwartungsgemäß unterschiedlich mit der Situation um. Einige möchten den Weltuntergang erst gar nicht mehr mitbekommen müssen und wollen ihr Leben bereits vorher beenden, andere wiederum genießen die restlichen drei Wochen in vollen Zügen, weil eh alles egal ist. Dann gibt es jedoch wieder welche, die in dieser Zeit noch ihre Löffelliste abarbeiten wollen – und einige wissen mit dem Restleben nichts besseres anzufangen, als zu randalieren und in ihrem Krawallwahn Häuser abzubrennen. Und dann gibt es die, die einfach nur abwarten. Die Welt steht in ihren letzten Atemzügen noch einmal regelrecht Kopf.
Dodge (hervorragend von Steve Carell verkörpert) sitzt, während die entsprechende Meldung im Radio erstmals gesendet wird, mit seiner Frau im Auto, und während er konsterniert dasitzt, ergreift sie die Flucht, verschwindet und ward nie wieder gesehen. Er versucht, sich in einem Park mit Putzmittel das Leben zu nehmen, wacht jedoch am Tag darauf mit einem durch einen kleinen Stein beschwerten, mit “Sorry” beschrifteten Zettel auf der Brust auf, und neben ihm saß die ganze Zeit ein Hund, der nur darauf gewartet hat, bis Dodge sich um ihn kümmert. Die beiden freunden sich an, er nennt den Hund fortan “Sorry”, und nun versucht er, sein reguläres Leben eben erst einmal irgendwie weiterzuleben. Das fällt ihm zunehmend schwerer, doch Sorry macht es halbwegs erträglich.
Eines Abends steht die extrovertierte, äußerst lebensbejahende Nachbarin Penny (grandios von Keira Knightley gespielt) weinend vor seinem Fenster, und die beiden beginnen, sich auszutauschen. Die junge Frau sucht, nachdem sie auf Dodges Sofa übernachtet hat, wenig später in ihrer Wohnung herum und kommt mit einem Stapel von Dodges Post, die sich bei ihr verirrt hat, zurück an die Tür und überreicht ihm die zahlreichen Briefe.
Als er die Post dann alleine auf seinem Wohnzimmertisch sortiert, traut er seinen Augen kaum, denn fällt ihm ein alter Liebesbrief seiner Highschool-Liebe Olivia in die Hände, und ihm wird nach anfänglicher Wut auf Penny klar, dass sie gemeinsam etwas Wichtiges, wenn nicht gar das Wichtigste, unternehmen müssen: Er muss vor dem Tag X noch einmal diese Olivia besuchen. Penny hingegen möchte die verbleibenden Erdtage zusammen mit ihrer Familie verbringen. Die beiden merken, dass sie einige Gemeinsamkeiten teilen, und so brechen sie alle Brücken hinter sich ab, starten eine Odyssee, die so manche Überraschung parat hat, und die Bandbreite ebenjener Überraschungen ist groß: Es geschieht Trauriges und Verrücktes, Komisches und Entsetzliches – und all das schweißt die beiden immer enger zusammen.
“Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt” kommt gänzlich ohne dramatische Countdownszenen aus, es bedarf keiner Special Effects, auf Spektakel und irgendwelchen “Armageddon”- und “2012”-Actionkram wird verzichtet, stattdessen fokussiert der Film ganz klar das Wesentliche, nämlich das Leben, Freundschaften und positive Werte. Der Zuschauer wird durch einen Irrgarten der Gefühle gescheucht – es ereignen sich urkomische, dann wieder furchteinflößende, niederschmetternde Situationen, gefolgt von makabren, beklemmenden, skurrilen und emotionalen, herzzereißenden Geschehnissen.
Dieser Streifen berührt ungemein und weckt eine positive Melancholie tief im Innern, die einem die Augen feucht von Tränen der Rührung werden lässt. Dies ist vor allem dem Protagonistenduo zu verdanken, das hier eine herzerwärmende, atemberaubende schauspielerische Leistung an den Tag legt, sodass man kaum noch von Schauspielerei sprechen kann, so echt, wie all die Gefühle, Gesten und Dialoge dargeboten werden.
Auch lange Zeit nach Sichtung ist man damit beschäftigt, all das, was im Film geschehen ist, zu verarbeiten, und diese Nachhaltigkeit ist ein weiteres Qualitätskriterium, das erfüllt wird und diese Produktion zu einem wahren Filmjuwel der vergangenen zehn Jahre macht.
Ein Film, so wunderbar und so groß.
Cover © Universal Pictures
- Titel: Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt
- Originaltitel: Seeking A Friend For The End Of The World
- Daten: USA, 2011
- Erschienen: 24.01.2013
- Label: Universal Pictures
- Drehbuch, Regie: Lorene Scafaria
- Produktion:
Steve Golin
Joy Gorman
Mark Roybal
Steven M. Rales - Musik:
Jonathan Sadoff
Rob Simonsen - Kamera: Tim Orr
- Schnitt: Zene Baker
- Spielzeit: 101 Minuten auf 1 DVD/BluRay (Film)
- Darsteller:
Steve Carell
Keira Knightley
Adam Brody
Rob Coddry
Gillian Jacobs
Melanie Lynskey
Connie Britton
William Petersen - Extras (DVD und BluRay):
Verpatzte Szenen
Hinter den Kulissen
Musik fürs Ende der Welt
Filmkommentar mit Cast und Crew - Technische Details:
Video:
2,35:1 (DVD und BluRay)
Audio:
DD 5.1 (D), DD 2.0 (GB) (DVD)
DD 5.1 (D) (BluRay) - Sprachen: D, GB (DVD und BluRay) / Untertitel: GB
- FSK: 12
Wertung: 12/15 dpt