Seit gut zwanzig Jahren treibt Kai Magnus Sting nun schon sein Unwesen im Mediendschungel, doch in den zwei vergangenen Dekaden hatte er trotz reichlich Präsenz – von Comedyformaten bis zum Tatort, von “TV Total” über “Mitternachtsspitzen” bis zur Radiomoderation, von Kriminalhörspielen über gemeinsame Auftritte mit Piet Klocke und Jochen Malmsheimer bis hin zu einigen Soloprogrammen – nie einen allzu großen Bekanntheitsgrad erreicht.
Schade eigentlich, denn was Sting so zu bieten hat, ist von unterhaltsamster Natur. In “Hömma, weiß Bescheid!” erfreut und echauffiert sich der Duisburger über die Eigenarten der Menschen im Ruhrgebiet, besonders auch über deren Sprache und Nichtsprache, und er lässt die für Außenstehende oftmals kauzige, einfach gestrickte Art der Leute zu einer liebenswerten Eigenschaft werden.
Neben herrlich überdreht-hektischen Grammatik- und Phonetikexkursen der nicht ganz ernstzunehmenden Sorte erzählt der Mittdreißiger zudem köstlich komische und doch so verdammt echte Geschichten (“Dr. Plönner” und “Der Nudelsalat” seien hier als kleine Highlights genannt), und das Schöne auf diesem fast achtzigminütigen Werk ist, dass das Programm a) Struktur besitzt, b) Tempo hat, c) von vorne bis hinten Sinn ergibt und den Zuhörer hierdurch von A bis Z mitzureißen weiß, denn der bleibt durch die lebendige Art und Weise des Vortragens stingseits durchgehend aufmerksam.
Und das ist etwas, was vielen etablierten Kabarettisten, meinetwegen auch Comedians, entweder von Anfang an oder gar mittlerweile größtenteils fehlt. So bleibt nur zu hoffen, dass Kai Magnus Sting mit seinem sehr ausgewogenen Mix aus Intelligenz und Menschelei etwas frischen Wind in die teils arg eingestaubte Welt des anspruchsvollen Lustigseins bringen kann und ein paar Langweiler von der Bildfläche kegelt.
Cover © ROOF MUSIC/tacheles!
- Autor: Kai Magnus Sting
- Titel: Hömma, weiß Bescheid!
- Verlag: ROOFmusic/tacheles!
- Erschienen: 03/2012
- Aufnahme: 17. Juni 2011, Mayersche Buchhandlung Duisburg
- Spielzeit: ca. 80 Minuten auf 1 CD
- Tracklist:
Der Anfang vom Pott
Hömma I – Gleich zu Beginn die Essenz
Hömma II – Die Besonderheit der Pluralbildung
Hömma III – Anwesende Abwesenheit
Hömma IV – Gelebtes Desinteresse
Hömma V – Die destillierte Fokussierung
Hömma VI – Die Geselligkeit im Ruhrgebiet
Hömma VII – Das Nach-hin-Gehen
Hömma VIII – Angewandtes Ruhrgebiet am Beispiel der S1
Hömma IX – Die Aufhebung der Sisyphusierung
Fragen Sie den Experten
Dr. Plönner
Der erste Mensch
Ein Küchengespräch
Der Nudelsalat
Mozzarellageschichte
Pottschluss - ISBN: 978-3-941168-80-0
(Dieser Artikel wurde vom Autor überarbeitet und erschien ursprünglich in noisyNeighbours #36. Vielen Dank für die Gestattung der Artikelübernahme!)