Außenschalte: Stefan Focke – Neue Ufer, alte Ängste, Teil 1 und 2 (Fortsetzungsreihe)


Cracks In_sanity (© Stefan Focke)
Cracks In_sanity (© Stefan Focke)

»Wie, Außenschalte?«

Der Leser mag sich fragen: Warum verlinken die booknerds plötzlich auf fremde Artikel? Hierfür muss ich ein wenig ausholen. Als ich selbst im Jahr 2003 mit dem Schreiben von Rezensionen – damals noch ausschließlich über Musikveröffentlichungen – anfing, war mir nach Weiterentwicklung zumute. Vor etwa zehn Jahren suchte der gebürtige Franke und Wahlberliner Stefan Focke für sein Online-Magazin Scarred For Life (2000-2010) Redakteure. Ich meldete mich spontan und hatte sofort Spaß an der medialen und stilistischen Vielfalt dieses kleinen, feinen Zines. Denn neben Musik aus sämtlichen Rock-Bereichen und immer mehr fremden Genres waren unter anderem auch Filme, Serien und Bücher fester inhaltlicher Bestandteil. Und so begann sich auch hinsichtlich Film- und Buchrezensionen ein großes Interesse meinerseits zu entwickeln.

Weiterentwicklung goes Urknall (oder: Der Mensch, der unbewusst einen entscheidenden Einfluss auf mich hatte)

Wenngleich die Gewichtung bei diesem Magazin eine andere war, steckt in booknerds.de demnach ein klein wenig Scarred For Life. Nein, das ist untertrieben – man könnte fast sagen: ohne Scarred For Life gäbe es booknerds.de heute wahrscheinlich nicht.

Als Stefan in 2009 das Magazin langsam über den Kopf wuchs und sich unser Enthusiasmus seinerzeit auch nicht auszahlen wollte, beschloss er, es zu begraben, zumal er mit dem Kapitel Onlinejournalismus ohnehin abschließen wollte. Gemeinsam entschieden wir, das zehnjährige Jubiläum gleichzeitig als Abschied zu feiern. Er selbst hat fortan lediglich gelegentlich über mehr oder minder nerdige Filme gebloggt.

Stefan Focke (Foto © privat)
Stefan Focke (Foto © privat)

Ich selbst war allerdings noch voller Tatendrang und wusste noch nicht so recht, wohin damit. So beschloss ich Ende 2009, nahtlos bei Musikreviews.de weiterzumachen – doch das reichte mir nicht. Nur Musik? Nee.

Stefan, der mir einen wertvollen Tipp gab, habe ich es letztendlich zu verdanken, dass ich dann zusätzlich beim Printmagazin noisyNeighbours angeheuert hatte, welches eine ähnliche Ausrichtung wie das Scarred For Life hatte – musikalisch mehr “indie”, besonders aber mit viel Filmkost und auf mein Mitwirken hin auch mit deutlich mehr Literatur als vorher. Und von da an ging es mit den Buchrezensionen und Filmrezensionen urplötzlich so richtig los. Da mir das nicht genügte, habe ich für etwa ein halbes Jahr zusätzlich noch für das Musik-Printmagazin Legacy und dessen Ableger multimania geschrieben.

Als dann die Vorstellungen im noisyNeighbours-Team etwas auseinander gingen, nutzte ich gemeinsam mit noisyNeighbours-Kollege und booknerds.de-Mitbegründer Klaus Reckert Ende 2012 den noch reichlich vorhandenen Elan und Drive dafür, gemeinsam mit ihm etwas auf die Beine zu stellen, das unseren Vorstellungen eher entsprach. Und das war letztendlich booknerds.de!

Der Urknall und die Stille danach – von stundenlangen Gesprächen in Richtung Funkstille

Während dieser Zeit wurde es zunehmend stiller um Stefan, manche seiner Reaktionen haben verstörend auf mich gewirkt, dann war eine Zeit lang beinahe Funkstille – und irgendwann schlief der Kontakt völlig ein. Ich rätselte viel, was mit ihm los sein könnte, habe mich aber nie wirklich getraut, von mir aus noch einmal nachzuhaken. Ich hatte das Gefühl, er brauchte diesen Rückzug, und ich wollte ihn nicht aufhalten. Ich ließ ihn lieber in Ruhe, diesen Menschen, den ich live nie gesehen habe, mit dem ich aber früher stundenlange Gespräche online geführt habe, auch private Gespräche. Gespräche, die man eigentlich nur mit guten Freunden führt. Und irgendwie fühlt sich das auch noch immer wie eine Freundschaft an. Entsprechend beunruhigt war ich ob dieser irritierenden Ruhe.

Pling!

Ich habe mich unglaublich gefreut, als kürzlich die Facebook-Freundschaftsanfrage eines verschollen geglaubten Menschen aufblinkte. Da taucht Stefan überraschend wieder aus dem Nichts auf und hat zwei Webseiten aus dem Boden gestampft – eine internationale, die ich Euch bald vorstellen werde, sowie eine persönliche Seite, in der er nicht nur seine Bilder, seine künstlerischen Fotografien, seine Malerei und seine schriftstellerischen Werke (Short Stories sowie ein noch unveröffentlichter Roman) präsentiert, sondern auch mit einer unglaublich beeindruckenden Offenheit und Ehrlichkeit sich selbst.

Offen-sive

Er wagt nun selbstbewusst den Schritt in die Öffentlichkeit – nicht nur durch Selbstverwirklichung auf künstlerischer Ebene, sondern auch unerwartet persönlich und retrospektiv: In einer Fortsetzungsreihe arbeitet er von nun an in möglichst regelmäßigen Abständen die vergangenen Jahre auf, und beim Lesen des ersten Teils dieser Reihe wurde mir schlagartig klar, woher seine Gemütsschwankungen, die Aufgabe des Scarred For Life und sein Rückzug rührten. Denn in den Gesprächen mit mir hielt er sich bezüglich dieses Themas sehr bedeckt. Ihn hatten die Depressionen und der Burnout fest im Würgegriff. Dass es um ihn derart schlimm stand, hat mich erst mal eine Zeit lang geplättet.

Stefan hat mir in der Vergangenheit, vor der Funkstille, durch unsere gemeinsamen Gespräche immer wieder Mut gemacht, und die gemeinsame Arbeit am Scarred For Life-Zine hat mir unglaublich viel gegeben – und das Mindeste, was ich nun tun kann, ist, ihm etwas zurück zu geben, indem ich seine lesenswerten und sehr nahe gehenden Artikel auch unserer Leserschaft präsentiere – und zwar, indem ich die Leser nun an die Hand nehmen werde und sie direkt zu den ersten beiden Teilen führe.

Stefan Focke – Neue Ufer, alte Ängste (1)

Stefan Focke – Neue Ufer, alte Ängste (2)

Die kommenden Artikel werden wir selbstverständlich ebenfalls verlinken.

Es würde mich unglaublich freuen, wenn seine Fortsetzungsreihe auch auch durch uns Leser findet.


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