In Japan sind sogenannte „Light Novels“ sehr beliebt. Es handelt sich dabei um Romane, die zusätzlich auch noch Illustrationen im Manga-Stil aufweisen und sich an ein jüngeres Publikum richten. Dabei basieren viele hierzulande bekannte Mangas oder Animes auf diesen Romanen, wie eben zum Beispiel „Accel World“, das aus der Feder von Reki Kawahara stammt, der ebenfalls die Vorlage zum berühmten „Sword Art Online“-Anime schrieb.
In Deutschland haben es die Light Novels nicht so leicht. Es gab zwar schon einige Versuche, aber die waren nicht sehr erfolgreich. Aktuell kümmern sich zwei Verlage um die Verlegung solcher Light Novels, Carlsen und Tokyopop. Wobei bei letzterem die Kapazitäten anscheinend für nicht mehr als zwei Serien gleichzeitig ausreichen, da das angekündigte „Sword Art Online“ bereits seit Monaten auf sich warten lässt und immer wieder verschoben wird.
So lange kann man sich aber immerhin mit „Accel World“ vergnügen, da der Autor auch dierelbe ist, der auch „Sword Art Online“ schreibt. Der 1974 in der Gunma-Präfektur geborene Schriftsteller hat 2002 die erste „Sword Art Online“-Geschichte online veröffentlicht, während er mit „Accel World“ 2008 den großen Preis des Dengeki Novel Prize-Wettbewerbs, der vom Verlag ASCII Media Works veranstaltet wurde. Letzterer brachte die Reihe schließlich 2009 auf den Markt, wo sie ein großer Erfolg wurde. Inzwischen umfasst die Reihe 21 Bände, wovon sieben hierzulande schon herausgebracht wurden. Eine ausführliche Vorstellung der ersten sechs Romane erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt in Form eines kleinen Specials.
Über seinen Illustrator HIMA lässt sich übrigens nichts Biographisches herausfinden.
Japan in der Zukunft. Viele Kinder und Jugendliche haben durch einen sogenannten Neuro Linker die Möglichkeit, auf ein virtuelles Netzwerk zuzugreifen. Dort können sie in Form diverser Avatare miteinander interagieren. Doch es gibt noch eine weitere Welt, die nur bestimmten Anwendern zugänglich ist. Es ist die „Accel World“, eine Realität, in der die Zeit ums Mehrfache beschleunigt ist. Zugriff erhält man durch das „Brain Burst“-Programm.
Auch Haruyuki ist in dieser Welt vertreten. In der Realität ist er ein dicklicher, kleiner Junge, der noch dazu sehr schüchtern ist und von anderen Jugendlichen gemobbt wurde. In der beschleunigten Welt ist sein Alter Ego der Krieger Silver Crow, der Teil der Nega Nebulus-Gruppe ist, die von seiner angebeteten Kuroyukihime geleitet wird.
Seit einiger Zeit hat Silver Crow ein Problem. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ist er in den Besitz des sogenannten Harnisch des Unglücks gekommen. Es handelt sich dabei um einen Gegenstand, der seinem Besitzer zusätzliche Fähigkeiten verleiht, ihn aber auf lange Sicht beherrscht. Seiner Legion wurde ein Zeitlimit gesetzt, bis zu dem er das Objekt wieder loswerden muss. Ansonsten wird er in der beschleunigten Welt getötet und verliert alle Erinnerungen an diese Realität und die Zeit, die er darin verbracht hat.
Diese Zusammenfassung ist natürlich sehr grob und vereinfacht. Doch man muss keine Sorgen haben, dass man der Story nicht folgen kann. Im Gegenteil: Der Vorteil von „Accel World“ ist, dass es zu Beginn mehrere Seiten gibt, die einem Neuleser die wichtigsten Informationen geben, die er benötigt, um der Handlung folgen zu können.
Viele dieser Infos werden gleichzeitig gemeinsam mit einigen Szenen präsentiert, die aus der kommenden Geschichte stammen. Jedoch braucht niemandem angst und bange zu sein, hierbei gespoilert zu werden. Diese Darstellungen sind bewusst so ausgewählt, dass sie einen neugierig auf das machen, was da noch kommt, ohne allzuviel zu verraten.
Und der Beginn der Handlung ist gleich hervorragend geworden. Geschickt führt Reki Kawahara den Leser aufs Glatteis, da die Story zunächst an das Ende des letzten Bandes anknüpft. Doch dann zeigt sich, dass hier ein Rückblick in die Vergangenheit geworfen wird, in die Anfangszeit der beschleunigten Welt. Man lernt den tragischen Ursprung des Harnischs des Unglücks kennen und entdeckt gewisse Parallelen zwischen der damaligen Zeit und den jetzigen Umständen.
Es hilft dabei, dass Reki Kawahara Haruyuki immer noch als das Kind darstellt, das immer noch mit großen Augen feststellt, dass es in eine fantastische Welt gekommen ist, in der es sich quasi austoben kann. Und der dabei seine festen Prinzipien hat, wie sich im Laufe der Story wiederholt zeigt. Wenn er das Gefühl hat, dass bei seinen Freunden etwas im Argen liegt, dann spricht er das an.
Mit diesem Band wird außerdem die beschleunigte Welt weiter ausgebaut. Man erfährt noch mehr über ihre Geschichte und über die diversen Gebiete, die es in ihr gibt. Des Weiteren bekommt man auch interessante Infos, was den Ursprung der Legionsnamen angeht. Das sind dabei keine einfach so hingeworfenen Brocken, sondern Fakten, die Puzzleteile eines größeren Bildes darstellen. Dass man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht alles überblicken kann, liegt daran, dass es sich leider nur um Ausschnitte handelt. – die jedoch dafür sehr interessant sind.
Die Handlung dieses Romans ist spannend geschrieben worden. Reki Kawahara dreht langsam aber dafür sehr geschickt an der Schraube und greift hierbei auf diverse Ereignisse der letzten Bände zurück. Dabei beendet er den Band wieder mit einem derben Cliffhanger, der Lust macht auf mehr.
Die Illustrationen von HiIMA sind solide. Eigentlich sind sie dann am besten, wenn sie, wie bei den ersten Seiten des Bandes, in Farbe gehalten sind. Die Schwarzweiß-Zeichnungen sind nämlich an einigen Stellen nicht ganz so überzeugend, wie man es gerne hätte.
Wer also neugierig ist, der sollte ruhig zugreifen. Man wird es nicht bereuen.
Cover © Tokyopop
- Autor: Reki Kawahra, HIMA
- Titel: Accel World Light Novel 07: Der Harnisch des Unglücks
- Teil/Band der Reihe: 7
- Originaltitel: Accel World
- Übersetzer: Ekaterina Mikulich
- Verlag: Tokyopop
- Erschienen: 09/2016
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 352
- ISBN: 978-3-8420-1161-8
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 14/15 dpt