Nach der Erfindung der Glühbirne erobert und erleuchtet diese die USA und beendet die Dunkelheit der Nacht. Bleibt nur noch eine Frage offen. Wer hat sie erfunden? Wer hat ein Anrecht auf das Patent? Ist Glühbirne gleich Glühbirne? Neben dem erfolgreichen und korrupten Erfinder Thomas Edison kämpft auch der junge Anwalt Paul Cravath für den Eisenbahnmogul und Erfinder der Dampfdruckbremsen George Westinghouse um das Recht, Glühbirnen zu bauen und zu verkaufen. Doch dabei müssen noch einige technische Probleme gelöst werden, für die der geniale Physiker Nikola Tesla gebraucht wird. Außerdem spielen nicht alle Parteien mit fairen Mitteln.
Graham Moore, bekannt als Autor des Drehbuches des Films „The Imitation Game“, beschreibt auch in diesem Roman wieder die Geschichte einer der großen technischen Erfindungen der Neuzeit. Außerdem beleuchtet er den größten und einen der ersten Patentrechtsstreite der USA, die Entwicklung des modernen Anwaltswesens und die Industrialisierung des Erfindergeistes. Ein zentrales Thema dabei ist die Moral von Erfindern. Durch Zitate vor den einzelnen Kapiteln von zum Beispiel Steve Jobs oder Bill Gates bringt er dieses Thema in die Gegenwart. Das Ganze wird abgerundet durch eine kleine Liebesgeschichte, etwas Gesellschaftskritik und ein bisschen Coming-of-Age-Roman. Das Ergebnis ist ein vielschichtiger, spannender Roman über eine der größten Erfindungen der Menschheit.
Der Konflikt des Romans wird auch als „Stromkrieg“ bezeichnet, der zwischen 1888 und 1896 in den USA geführt wurde. Thomas Edison hatte sich die Glühbirne patentieren lassen, George Westinghouse wollte aber auch gerne welche verkaufen. Die Frage war nun, hat Edison DIE Glühbirne oder bloß eine Glühbirne erfunden.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Anwalts Paul Cravath. Ein Überflieger an der Uni, ist er nun Partner in einer Kanzlei. Leider hat er keine Klienten, bis eines Tages George Westinghouse an ihn herantritt und ihn bittet, ihn zu vertreten. Im Laufe des Romans verändert sich Cravaths Charakter. Er muss erkennen, dass er mit Loyalität und Ehrlichkeit diesen Kampf nicht gewinnen kann, da beide Seiten mit unfairen Mitteln wie Verleumdung kämpfen. Außerdem begeht er immer wieder Fehler, die er im Nachhinein feststellt. Dennoch wächst er an diesem Kampf und wird zu einer eigenständigen Persönlichkeit. Es macht, Spaß seiner Entwicklung vom genialen Theoretiker von der Uni zum praxistauglichen Anwalt zu verfolgen.
Das Buch zeichnet sich durch viele technische Details und lange Überlegungen über Cravaths nächste Schritte aus. Dadurch ist es streckenweise etwas langatmig, obwohl Moore die Ereignisse von 16 Jahren zusammengekürzt hat, um dem Roman dichter und spannender zu schreiben. Dies ist ihm durchaus gelungen. Durch einige spontane Wendungen im Handlungsverlauf bleibt das Buch bis zum Ende spannend und der Leser wechselt seine Wetten, ob Edison oder Westinghouse gewinnen werden. Zusätzlich erklären Westinghouse oder Tesla physikalische Details leicht verständlich, zum Bespiel den Unterschied sowie die Vor- und Nachteile von Gleich- und Wechselstrom.
Ein gutes Buch über eine wichtige Erfindung. Es ist wunderbar recherchiert und spannend geschrieben. Leider sind einige Passagen sehr ausschweifend. Dennoch ist es nebenbei sehr informativ. Hoffentlich schreibt Moore noch weitere so tolle Bücher.
Cover © Eichborn Verlag
- Autor: Graham Moore
- Titel: Die letzten Tage der Nacht
- Originaltitel: The last Days of Night
- Übersetzer: Kirsten Riesselmann
- Verlag: Eichborn Verlag/Lübbe
- Erschienen: 02/2017
- Einband: Hardcover
- Seiten: 464 Seiten
- ISBN: 978-3-8479-0624-7
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 11/15 Glühbirnen