Ein idyllischer französischer Vorort ist der Schauplatz von “Online für Anfänger”, indem drei Nachbarn ihre Probleme mit dem “Neuland Internet” haben.
Da wäre einerseits die seriensüchtige Christine (Corinne Masiero), welche ihr Haus untervermietet und sich als Uber-Fahrerin über Wasser hält. Wären da nicht die nervigen und völlig ungerechtfertigten 1-Stern-Bewertungen.
Bertrand (Denis Podalydès) ist Witwer und lebt mit seiner Tochter zusammen. Diese wurde Opfer von Cybermobbing und es liegt nun am Vater seinen Sprößling wieder aufzumuntern. Gleichzeitig verliebt sich dieser in die weibliche Callcenterstimme “Miranda”, welche immer die besten Angebote für Bertrand hat.
Marie (Blanche Gardin) hingegen ist geschieden und notorisch pleite. Daher versucht sie, mehr schlecht als recht, ihre Möbel zu veräußern. Nach einem Techtelmechtel in einer Bar mit einem viel jüngeren Mann, erpresst dieser Marie mit einem Sex-Tape. Wenn sie nicht € 100.000,- besorgt, wird das Material veröffentlicht.
Eine Lösung muss für das Problem her, sodass sich Marie nach San Francisco aufmacht, um das Tape bei dem großen Suchmaschinenanbieter sperren zu lassen, wollte Bertrand eigentlich in die Europazentrale eines sozialen Netzwerks in Irland besuchen, um dort das Mobbingvideo über seine Tochter löschen zu lassen.
Während sich Bertrand bewusst nach Mauritius verirrt, dürften auch Christine und Marie nicht unbedingt von Erfolg gekrönt worden sein.
Das französische Regieduo Benoît Delépine und Gustave Kervern spielt bewusst mit Klischees und der Schrulligkeit, welche mit den Hauptdarstellern einhergeht. Vom Bestätigungswahn für Cookies über unlösbare Captchas bis hin zu Vergleichsportalen für Krankenversicherungen, wird alles bedient. Hier sind wohl Parallelen zum täglichen Alltag erkennbar.
Diese Situationskomik funktioniert auch grundsätzlich sehr gut, wenn man den Mit-Vierzigern bei ihren Problemen einerseits zusieht und andererseits auch ganz reale Themen aufgegriffen werden, wie Arbeitslosigkeit, Mobbing, Verlust des Partners, Isolation, Überschuldung und Erpressung.
Das sind einige Themen, welche die Schauspieler*innen zu beackern haben. Die Laufzeit von 110 Minuten ist hier allerdings nicht hilfreich, da die Ausrichtung des Films letztlich doch nicht so klar ist: Will man nun Komödie sein und sich über die Boomer-Generation lustig machen oder soll “Online für Anfänger” doch ein sozialkritisches Drama darstellen?
Von daher wird es spätestens ab der zweiten Filmstunde langatmig und auch storytechnisch etwas abstrus.
Fazit: “Online für Anfänger” zeigt bekannte Probleme im täglichen Umgang mit neuen Medien, lässt jedoch Tiefgang vermissen.
- Titel: Online für Anfänger
- Originaltitel: Effacer l’historique (international: Delete History)
- Produktionsland und -jahr: F 2020
- Genre: Drama, Komödie
- Erschienen: 28.10.2021 (Kino DE)
- Label: X-Verleih
- FSK: 12
- Spielzeit: 112 Minuten
- Darsteller:
Blanche Gardin
Denis Podalydés
Corinne Masiero - Regie: Benoît Delépine
Gustave Kervern - Drehbuch: Benoît Delépine
Gustave Kervern - Kamera: Hugues Poulain
- Schnitt: Stéphane Elmadjian
- Musik: Thibault Deboaisne
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Wertung: 10/15 dpt