Immer wieder Würzburg
Ritter Georg von Hiebler leitet seit 1889 das Nachrichtenbureau und ist damit dem Innenminister des Königreichs Bayern, Freiherrn von Freilitzsch, unterstellt. Dieser vermittelt Hiebler einen unerwarteten Gast, denn ihre Königliche Hoheit Prinzessin Therese von Bayern bittet persönlich um Hilfe. Bayern wird von Prinzregent Luitpold als Reichsverweser regiert, doch seit dem Tod von Ludwig II. ist dessen jüngerer Bruder Otto I. formal der König, allein, er ist geisteskrank und wird daher vor der Öffentlichkeit in Schloss Fürstenried versteckt. Dementia praecox mit beständiger Abnahme kognitiver Fähigkeiten lautet die Diagnose. Er lebt in seiner eigenen Welt, brabbelt unverständliches Zeug und fühlt sich zunehmend bedroht. Angesichts der politischen Lage keineswegs verwunderlich, denn nicht wenige wünschen sich ein Ende der Herrschaft der Wittelsbacher und sehnen sich nach einem deutschen Nationalstaat unter Führung des Hohenzoller Kaiser Wilhelm II.
Prinzessin Therese will sich mit dem kritischen Zustand ihres geliebten Vetters nicht abfinden und diesen daher heimlich in eine Nervenheilanstalt in Würzburg überführen, um ihn dort untersuchen zu lassen. Hiebler, der bereits zwei große Fälle in Würzburg erfolgreich lösen konnte und die Stadt daher kennt, soll die vierköpfige Reisetruppe, Pfleger Franz gehört noch dazu, begleiten. Die Reise bleibt jedoch nicht unbemerkt und schon bald folgt ein Attentatsversuch auf Otto I. Doch außer Otto I., Therese, Franz und Hiebler wusste niemand von der Reise.
Dritter Fall für Georg Hiebler
Im Januar 1888 ermittelte Hiebler im Todesfall des Erbauers vom Würzburger Ringpark („Mord im Ringpark“), rund sechs Monate später rettete er keinem Geringeren als Prinzregent Luitpold dort das Leben („Würzburger Dynamit“). Im dritten Band der Georg-Hiebler-Reihe geht es darum, den König selbst zu schützen. Dessen älteren Bruder Ludwig II. kennen wohl alle, Otto I. war hingegen schon zu Lebzeiten wenig bekannt, was sich später nicht groß ändern sollte. Insofern setzt ihm Alexander Meining ein literarisches Denkmal, wenngleich ein fragwürdiges, denn – wie erwähnt – der König ist irre. Besserung scheint nicht in Sicht, wie die erste Hälfte des Romans eindringlich belegt. Dafür nimmt jedoch mit zunehmender Dauer der auf dem Buchcover angekündigte Kriminalroman endlich Gestalt an, wenngleich erst zu Beginn der zweiten Romanhälfte.
Wenn man so möchte erfährt man im ersten Teil vieles über die undurchsichtige politische Gemengelage sowie die Hauptfiguren Therese, Otto I. und selbstredend Hiebler. Hinzu kommen einige (historisch belegte) Ärzte sowie deren Erfahrungen mit dem Erkrankten. Kaum in Würzburg angekommen rastet Otto I. aus, das heißt, er erlebt einen schweren Anfall auf dem Weg zum Käppele, der berühmten Würzburger Wallfahrtskirche. Diese gibt – das Marketing grüßt – dem Roman seinen Namen und Verschwörung klingt heute immer – nun ja – gut, zumindest wenn es um Spannungsliteratur geht.
Diese erleben wir im zweiten Teil, beginnend mit einem ersten Mordversuch an Otto I. Der Täter wird schnell gefasst, besser gesagt erschossen, und wenig später wird Hiebler klar, dass er nicht allein gehandelt haben kann. Danach wird es interessant, auch hinsichtlich möglicher politischer Hintergründe und der weiteren Entwicklung zwischen König- und Kaiserreich.
Unterhaltsame Spannung kombiniert mit einer kurzen Geschichtsstunde. Kann gerne so weitergehen.
- Autor: Alexander Meining
- Titel: Die Käppele Verschwörung
- Verlag: Gmeiner
- Umfang: 212 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: September 2024
- ISBN: 978-3-8392-0684-3
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Wertung: 12/15 dpt