
Daniel Wagner schreibt in seinem Debüt „Trocken“ über seine persönliche Schwäche, der Alkoholsucht, und wie er diese überwinden konnte.
Das gerade in Europa und allen voran Österreich Alkohol zur Gesellschaft gehört, wie Wolken am Himmel ist erschreckend und selbstverständlich zu gleich. Darauf macht Wagner auch schonungslos in einem Kapitel aufmerksam. Liebe Leser*innen, lasst euch gesagt sein: es stimmt! Selbst Teil dieser zahlreichen gesellschaftlichen Verpflichtungen und als Mitarbeiter einer Entzugsklinik kann ich es nur bestätigen: Alkohol ist die Volksdroge Nummer 1 und niemanden scheint es groß zu stören.
Keine Sorge, ich werde hier nicht mit den mahnenden Zeigefinger wedeln – Erlebnisberichte wie jene des Kärtners sind umso wichtiger, um Verständnis für diese heimtückische Sucht zu erhalten.
Die Gründe für eine Abhängigkeit von Substanzen (egal ob stoffgebunden oder nicht) sind manigfaltig und individuell. Manche „springen“ einfach leichter darauf an. So auch Daniel Wagner, wie er schreibt.
Gerade in Teenagerzeiten wird gerne ausprobiert und Grenzen ausgetestet. Im vorliegenden Buch war Alkohol die Lösung für Unsicherheit und einem schlechten Selbstwertgefühl.
Ohne Umschweife erleben wir traurige Höhepunkte im Leben des studierten Werbetexters: angebrochene Wein- und Bierflaschen in der gesamten Wohnung verteilt, wenig Schlaf, die erste Flüssigkeitszufuhr am Morgen ist alkoholisch und das ständige Gedankenkreisen um den nächsten Schluck. Wagner ist sich seiner Situation bewusst, verachtet sich dafür und das er ein schlechter Partner für seine Freundin ist. Ohne Alkohol ist eine alltägliche Situation wie das gemeinsame Frühstück in den eigenen vier Wänden unmöglich. Dennoch dachte er, er würde nur wenig trinken. Dabei waren es rund 3 Promille Alkohol im Blut, um annähernd zu funktionieren. Beschämenden Situationen in der Öffentlichkeit und teils lebensgefährliche Stürze waren die Folge. Sein „inneres Monster“, wie Wagner es nennt, kennt nur weiteren Alkohol aus Lösung.
Unverblümt werden wir, samt ungeschönter Sprache, Zeuge des stetigen Abstiegs und Schicksalsschlägen wie dem Tod der Mutter. Der Wunsch, dem Drang des Monsters zu widersagen ist zwar immer wieder da, der endgültige Wille dazu, folgt spät, beinahe zu spät.
Fazit: „Trocken“ ist der ungeschönte Bericht eines ehemals suchtkranken Menschens. Daniel Wagner gebührt Dank und Anerkennung für seine Offenheit, gepaart mit der Hoffnung, das dieses Buch anderen hilft oder bei der Hilfe unterstützt.
- Autor: Daniel Wagner
- Titel: Trocken
- Verlag: Kremayr & Scheriau
- Erschienen: 02/2025
- Einband: Hardcover
- Seiten: 176
- ISBN: 978-3-218-01452-6
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Wertung: 12/15 dpt