Terry Pratchett – Vollsthändiger und unentbehrlicher Stadtführer von gesammt Ankh-Morpork (Buch)


Terry Pratchett - Vollsthändiger und unentbehrlicher Stadtführer von gesammt Ankh-Morpork (Cover © Manhattan Verlag)Ausflippware für Pratchett-Fans, Unverzichtbares für Scheibenweltbürger, Book Porn für Booknerds: Das am ästhetischsten gemachte Buch des Jahres für den Rezensenten erschien (peinlicherweise für den Rezensenten) bereits vor exakt einem Jahr. Höchste Zeit also, diesem wahren Prachtband zu huldigen, denn wertiger und liebevoller geht es vermutlich gar nicht mehr – und auch dieses Jahr soll ja wieder Weihnachten sein… Dieser Stadtführer wirkt im Vergleich zu ähnlichen Unterfangen wie “Stadtromanen” etwa so deutlich überlegen, wie das Portfolio von Dorling Kindersley im Vergleich zu dem Schund’ rüberkommt, der an Flughäfen meist am Reiseführer-Stand offeriert wird!

In den Worten des deutschen Verlages: »Dieser prachtvolle Reiseführer durch die Scheibenwelt-Metropole Ankh-Morpork beinhaltet ein umfassendes und unverzichtbares Straßenverzeichnis, Vorschläge für Spaziergänge, Verzeichnisse der ortsansässigen Gewerbe und Gilden, dazu weitere Informationen hinsichtlich der Stadt und ihrer Bürger, welche nicht nur für den Touristen, sondern auch für den Stadtbewohner höchst nützlich sein dürften. Nebst einer detaillierten Faltkarte mit sämtlichen Straßen, Gassen und Plätzen, in ihrer natürlichen Lage dargestellt. Man darf mit Recht erwarten, dass dieser umfassende Stadtführer jeden Bewohner der Stadt mit Stolz und jeden Besucher mit Staunen erfüllen wird.« Amen – und nicht nur die!

A propos Faltkarte: Wie sich das für einen Stadtführer gehört, sind alle Hinweise ordentlich mit Koordinaten für die zum Aufhängen schöne Karte versehen, die alle “Straßen, Gassen, Gässchen und sogar Höfe und Hinterhöfe” akribisch wiedergibt. In teilweise antikisierender Sprache vermittelt der dazugehörige Band “Unerlässliche Informationen für den Reisenden” – in nachvollziehbarer Priorisierung, denn es geht mit “Unfällen und Notfällen” los: »Notfälle bei den meisten Spezies können in der Regel vom Igor-Nachtdienst vor Ort versorgt werden. Die Igors helfen Ihnen wieder auf die Beine – ihre eigenen oder, falls notwendig, auf die von jemand anderem« (S. 6)

Trotz dieses praxisnahen Ansatzes gelingen permanent nachgerade philosophische Beobachtungen, wie unter dem Eintrag “Drogen”: »Lord Vetinaris Diktum, dass Freiheit auch immer die Freiheit einschließt, sich wie ein kompletter Idiot aufzuführen« (S. 12)

Übernachtungs-/Unterkunfts-Empfehlungen werden ebenfalls ohne irgendwelche Diskriminierung ausgesprochen, beispielsweise auch für Vampire. Die zu den einzelnen Angeboten gespendeten Insider-Hinweise sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen: »Kochen nicht gestattet, Frauen nicht gestattet. Und Frauchenkochen schon gar nicht.« (S. 17). Auch Verbeugungen vor anderen Epen offenbaren sich hier dem aufmerksamen Auge, wie etwa die Teestube zum “tänzelnden Pony“. Das alles ist ebenso unauffällig versteckt, wie zahlreiche gelungene Gags wie die “dressierten Würmer” (S. 25). Natürlich offenbaren sich manche Späße wie »Ein paar Bananen für den Bibliothekar können das Anmeldungsverfahren deutlich beschleunigen« nur dem fleißigen Pratchett-Leser.

“Detailkarten”, diverse Indices, die verschwenderisch hinzugefügten Illustrationen/Stiche (absoluter Favorit die Bebilderung zur “Gilde der Butler”, S. 39), das schwere, künstlich vergilbte Papier, die edle Typographie und der eines Kunstbuches würdige Druck runden ein ideales Geschenk für Scheiben- und wohl auch generell Booknerds ab.

Cover © Manhattan Verlag

ErwerbsmöglichkeitenWertung: 14/15 dpt


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