Ulrich Wickert – Das marokkanische Mädchen (Buch)


Korruption und Geldwäsche führen nach Marokko

Das marokkanische Mädchen
© Hoffmann und Campe

Mohammed Arfi, seine Frau und sein bester Freund werden bei einem Waldstück in Ville-d’Avray, unweit von Paris, ermordet. Genauer gesagt mit einem Kopfschuss hingerichtet. Einem Radfahrer, der zur falschen Zeit am falschen Ort war, ergeht es nicht besser. Als Stunden später der Untersuchungsrichter Jaqcues Ricou vor Ort erscheint, staunt dieser nicht schlecht, denn die anwesenden Ermittler haben offenbar das Auto, in welchem der Dreifachmord geschah, nicht richtig untersucht. In einem Versteck zwischen Rücksitzbank und Kofferraum befindet sich die sechsjährige Kalila, die sich dort aufgrund eines vorausgegangenen Streits ihrer Eltern versteckt hat. Doch das Kind steht unter Schock und kann nicht befragt werden.

Mohammed ist kein Unbekannter. In seiner Jugend war er Mitglied einer Gang, die von dem heute seriös auftretenden Millionär Alexander Dati geführt wurde. Durch ihn erhielt Mohammed Kontakt zu Georges Hariri, den „Schattenmann“, der als Handlanger für den früheren Innenminister Louis de Ronsard diverse Deals umsetzte. Die mögliche Verbindung zu Ronsard ist neben dem Schicksal von Kalila der entscheidende Auslöser für Ricou, sich voll in die Ermittlung zu stürzen. Mordermittlungen sind nicht ganz sein Fall, aber gegen die hohen Tiere aus der Politik immer wieder gerne.

Bald führt eine Spur zu Mohammeds Schwager Ibrahim Rossi, der in Marrakesch als Ingenieur an einer TGV-Verbindung nach Frankreich arbeitet. Ob hier die Lösung des Falles zu finden ist? Ricou fliegt nach Marokko, wo er einmal mehr in Lebensgefahr gerät.

Jaques Ricou in seinem fünften Fall

Zwischen Ricou und Margaux lief es schon mal besser, denn zurzeit läuft nichts mehr. Ein Artikel hat Ricou mächtig auf die Palme gebracht, doch zum Schmollen bleibt wenig Zeit. Bei dem Vierfachmord in Ville-d’Avray war offenbar ein Paparazzo zugegen, denn wenig später kursiert im Internet die Meldung, wonach ein Massenmörder eine Zeugin übersehen habe. Trotz erhöhter Sicherheitsvorkehrungen ist das Leben von Kalila gefährdet, denn der Mörder, der sich Gao Qiu nennt, hat bereits den Auftrag, die Zeugin zu beseitigen. Dies ist kein Spoiler, denn der fünfte Fall für Jaqcues Ricou, „Das marokkanische Mädchen“, beginnt mit eben jenem Gao Qiu, benannt nach einer literarischen Figur.

Zunächst bleibt es ein wenig undurchsichtig, dann führen erste Spuren zu den Verträgen der neuen TGV-Trasse zwischen Marokko und Frankreich. Es fließen hohe Summen, nicht alle in die beiden genannten Länder. Die korrupte Politik wird einmal mehr von Ulrich Wickert vorgeführt, Frankreich erscheint erneut als Bananenrepublik, in der sich noch zudem die jeweiligen Staatspräsidenten ihre Geliebten frei aussuchen und jederzeit austauschen können. Im vorliegenden Fall heißt der Präsident übrigens Francoise Hollande.

Wie bei einer Serie üblich gibt es ein Wiedersehen mit allen bekannten Figuren aus den Vorgängern und selbstredend trifft man sich regelmäßig bei Gaston im „Aux Folies“. Lecker essen und trinken gehört in Frankreich schließlich zum guten Ton, selbst während der Arbeitszeit. Wer die Vorgänger nicht kennt, wird vom Autor auf dem Laufenden gehalten. So erfährt man unter anderem, inzwischen zum fünften Mal (ist ja der fünfte Roman), dass Ricous Ex-Frau Jaqueline eng befreundet ist mit der Frau von Kommissar Mahon, der noch immer „kurz“ vor seinem Ruhestand steht. Bei den „Rückblenden“ scheint der Autor zahlreiche Sätze eins zu eins aus den vorhergehenden Romanen zu übernehmen.

„Das marokkanische Mädchen“ ist für Ricou-Fans erneut ein packender Roman, der nicht an allen Stellen gut ausgeht. Eine neue, schöne Frau an Ricous Seite darf natürlich nicht fehlen und so stellt sich einmal mehr die Frage, ob es hier ein Wiedersehen im Folgeband gibt. Bei den Vorgängerinnen war dies nie der Fall, stattdessen funktionierte plötzlich wieder die On-Off-Beziehung zu Margaux.

Lesen Sie hier die Rezensionen zu den ersten vier Bänden:

  • Autor: Ulrich Wickert
  • Titel: Das marokkanische Mädchen
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Umfang: 320 Seiten
  • Einband: Hardcover
  • Erschienen: März 2014
  • ISBN: 978-3-455-81246-6
  • Produktseite


Wertung: 12/15 dpt


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