Mac P. Lorne – Admiral Nelson – Unter Englands Flagge (Buch)

Schlacht von Trafalgar und der Tod einer Legende

Die Meuterei auf der HMS Bounty unter Captain William Bligh ist schon etwas her, doch nach wie vor herrscht Unruhe in der Royal Navy. Die HMS Theseus war ein Hort der Verschwörung, die Mannschaft ist in desolatem Zustand, was Admiral Nelson umgehend ändern soll. Der Captain des Schiffs wird abgesetzt, der selbstgefällige und nur auf seinen Vorteil bedachte Zahlmeister vor das Kriegsgericht gestellt. Schnell werden Schiff und Mannschaft auf Vordermann gebracht, sodann geht es nach Cadiz, wo eine empfindliche Schlappe folgt. Bei einem Gefecht im Hafen von Santa Cruz auf Teneriffa wenig später sieht es nicht besser aus, zumal Nelson einen Arm verliert.

Zurück nach England begegnet er nach über vier Jahren seiner Frau Fanny, von der er sich schon zuvor entfremdet hatte. In Medien und Öffentlichkeit wird der Held von St. Vincent jedoch in höchsten Tönen gelobt. Derweil ändert sich die politische Lage grundlegend, denn nach einem Sieg über Italien hat sich der Kontinent Napoleon ergeben oder mit diesem Frieden geschlossen. Diesen zieht es mit starkem Heer nach Ägypten, Nelson folgt ihm, aber zu spät. Gleichwohl kommt es in der Bucht von Aboukir nahe Alexandria zu einer fulminanten Schlacht, bei der nahezu die gesamte französische Flotte vernichtet wird. Napoleon sitzt somit fest, eine Rückkehr nach Europa scheint ausgeschlossen.

Ein Ultimatum, Sir? Wo die Schlacht doch eher unentschieden steht und wir in arger Bedrängnis sind? Meint ihr wirklich?“
„Ihr spielt nicht oft Karten, Foley, oder?

Nelson segelt nach Neapel, wo er erneut auf Lady Emma Hamilton, die Frau des englischen Botschafters trifft. Sie wird seine große Liebe werden, ein Skandal für das puritanische England. Bei der Admiralität und dem Königshaus erfährt der verheiratete Nelson starken Widerwillen, doch England braucht sehr bald seinen besten Seefahrer, denn Napoleon hat sein Heer in Ägypten zurückgelassen und gelang mit einer kleinen Fregatte nach Europa. Der Friedensvertrag von Amiens, geschlossen am 25. März 1802, beendet einen neunjährigen Krieg, doch der Frieden ist brüchig und schon nach vierzehn Monaten Makulatur. Droht eine von Napoleon bereits geplante französische Invasion in England? Nicht, solange die Royal Navy das Meer beherrscht. Für Nelson selbst kommt es am Kap Trafalgar zum Showdown.

Finale der beeindruckenden Nelson-Dilogie

Nach „Captain Nelson“ findet mit „Admiral Nelson“ die Dilogie über Englands bekanntesten Seehelden ihren furiosen Abschluss. Wie die Geschichte ausgeht ist kein Geheimnis, sondern geschichtliches Grundwissen. Es kommt nicht zum direkten Duell zwischen Nelson und Napoleon bei Trafalgar, Letzterer wird erst bei Waterloo von Wellington und Blücher vernichtend geschlagen. Dennoch ist der Sieg bei Trafalgar nicht hoch genug einzuschätzen, denn es ist die wohl entscheidendste Seeschlacht bis zum Zweiten Weltkrieg. Hier zeigt Nelson ein letztes Mal sein ganzes Können, ebenso wie sein mitunter leichtsinniges Draufgängertum. Auf einem Auge nahezu erblindet, dazu ein fehlender Arm, doch dies hält ihn nicht davon ab, während der Schlacht in Paradeuniform auf dem Deck zu stehen. Ein kaum übersehbares Ziel für gegnerische Schützen.  

Den Spaniern erging es nicht anders, und diese ungeübten Flotten sollten zusammen die kampferprobten Briten schlagen? In diesem Leben nicht und auch in keinem anderen! Aber wer sagte das dem Kaiser? Er sicher nicht, denn er hing an seinem Leben.

Wer sich für die Seefahrt interessiert und großen Schlachten gegenüber nicht abgeneigt ist, kommt voll auf seine Kosten. Allerdings muss man sich darauf einstellen, von einem gewaltigen Fachvokabular erschlagen zu werden. Es ist hilfreich, wenn man einige der gängigen Begriffe aus der Schifffahrt kennt. Mac P. Lorne ist zwar ein Experte für Historische Romane, so dass man den Überblick behält, wenngleich er die unzähligen Personen- und Schiffsnamen sowie Dienstgrade mitunter etwas zu begeistert einstreut.

Ein wichtiger Unterschied zum ersten Band ist Nelsons Beziehung zu Lady Hamilton. Diese nimmt, sofern sich Nelson nicht auf hoher See befindet, einen ordentlichen Teil der Handlung in Anspruch, wobei vor allem auf die sich daraus ergebenen Spannungen abgestellt wird. Fanny und Nelsons Vater, ein Pfarrer, sind über die Beziehung ebenso entsetzt wie die Admiralität und Seine Majestät. Zudem gelingt es Lady Hamilton zunehmend, ihren Geliebten für ihre Zwecke einzubinden. Böse Neider munkeln, sie hätte die eigentliche Gewalt über die britische Flotte. Außerdem erhalten die Franzosen und hier natürlich vor allem Napoleon einen höheren Anteil an der Geschichte.

Mac P. Lorne gelingt einmal mehr ein bildgewaltiges, fesselndes und informatives Werk. Geschichtsunterricht wie er sein soll. Den ersten Band „Captain Nelson“ sollte man aber vorher gelesen haben; nicht zuletzt, weil es einfach Spaß (und Sinn) macht. Wer noch mehr Lust auf maritime Abenteuer hat, dem sei „Der Untergang der Wager“ von David Grann wärmstens empfohlen.

  • Autor: Mac P. Lorne
  • Titel: Admiral Nelson – Unter Englands Flagge
  • Verlag: Knaur
  • Umfang: 416 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Dezember 2024
  • ISBN: 978-3-426-44848-9
  • Produktseite

Wertung: 13/15 dpt

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